Olympia endlich in Afrika?: Ringen um die Ringe
Ägyptens Staatsführung kokettiert mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele 2036. Der Olympia-Zirkus würde zum ersten Mal Station in Afrika machen.
Ägypten hat seinen Willen bekundet, die Olympischen Sommerspiele 2036 auszurichten. Das wäre ein Novum in der olympischen Geschichte, denn noch nie fanden Spiele auf diesem Kontinent statt. Ägyptens Sportminister Ashraf Sobhy stellte seine Olympiapläne am Montag im TV-Sender Sky News Arabia vor. Neben Ägypten gibt es auch in Deutschland, Russland, Spanien, der Türkei und der Ukraine Interesse an diesen Spielen. Die Sommerspiele 2024 finden in Paris statt, danach geht es nach Los Angeles und Brisbane.
Ägypten arbeite derzeit an ersten „Unterlagen, die bald beim Internationalen Olympischen Komitee eingereicht werden sollen“, sagte Sobhy. IOC-Präsident Thomas Bach hatte zuletzt immer wieder Bewerber aus Afrika ermuntert: „Zu Beginn meiner Präsidentschaft (im Jahr 2013; d. Red.) hatte ich den Traum, dass die Olympischen Spiele in meiner Amtszeit in Afrika stattfinden würden, aber das wird leider nicht möglich sein. Ich hoffe, dass bis 2036 oder 2040 – also wenn ich nicht mehr im Amt wäre – ein afrikanisches Land mit dem IOC in den Dialog tritt, um die Olympischen Spiele zu organisieren“, sagte Bach im Herbst des vergangenen Jahres. „Es ist wirklich wichtig, die Spiele in Afrika zu sehen, aber der Ball liegt derzeit bei den afrikanischen Ländern.“
Bisher hat es fünf Bewerbungen aus Afrika um die Spiele gegeben: Alexandria versuchte es 1916, 1936 und 1940. Kapstadt als Kandidat für die Spiele 2004 erhielt zwar zwanzig Stimmen der über 100 IOC-Mitglieder, unterlag am Ende aber Athen. Im Jahr 2008 schaffte es Kairo nicht auf die Shortlist der aussichtsreichsten Prätendenten; damals erhielt Peking den Zuschlag. Warum es noch immer nichts geworden ist mit einer Ausrichterstadt aus Afrika, versuchte vor einigen Jahren der Vorsitzende aller afrikanischen NOKs, also der Nationalen Olympischen Komitees, zu ergründen.
Kritische Stimme aus der Elfenbeinküste
Der Ivorer Lassana Palenfo, bis 2018 in dieser Funktion, sagte: „Für eine afrikanische Stadt ist es praktisch unmöglich, 30 verschiedene Sportarten, zehntausende Athleten, Medienvertreter und Zuschauer zu beherbergen, persönlich würde ich Olympische Spiele in einem afrikanischen Land begrüßen. Das wäre fantastisch. Aber was passiert im Anschluss? Was wird aus den Wettkampfstätten? Wäre es Verschwendung? Ich sage: ja.“
Palenfos Nachfolger ist der Algerier Mustafa Berraf. Der 67-Jährige ist anderer Ansicht als sein skeptischer Vorgänger, denn er hat sich kürzlich mit Ägyptens Sportminister Sobhy getroffen und ihm versichert, die ambitionierten Olympiapläne „entschlossen“ zu unterstützen. Sobhy, der letztlich nur den Willen von Staatschef Abdel Fatah El-Sisi, im Jahr 2014 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen, exekutiert, möchte Ägypten als Leuchtturm auf die Landkarte des internationalen Sports bringen.
Das Land hat zwar schon Weltmeisterschaften ausgerichtet, zum Beispiel die im Handball oder Schießen, aber es hat weit Größeres vor: „Wir sind sehr gut in der Organisation von Sportereignissen“, sagte Sobhy der Zeitung Daily News Egypt, „und wir verfügen über Infrastruktur und Sportanlagen auf höchstem Niveau, die mit denen in den großen Ländern vergleichbar oder sogar überlegen sind.“ Seit einiger Zeit gibt es ein sogenanntes Olympiasieger-Projekt zur Förderung von Talenten, doch das ist nur eine Marginalie im Vergleich zu dem, was 50 Kilometer östlich von Kairo vonstatten geht.
Dort wird eine komplett neue Stadt erbaut, sie soll das neue Verwaltungszentrum Ägyptens werden – samt modernem Sportkomplex. In der neuen Hauptstadt, an der man seit 2015 baut, wird derzeit auch ein Multi-Millionen-Dollar-Projekt mit Namen „International Olympic City“ verwirklicht. Geplant sind dort unter anderem ein Stadion für 90.000 Zuschauer, eine olympische Schwimmhalle, Tennisplätze und weitere Sportstätten. „Wir sind in der Lage, jedes globale Sportereignis auszurichten“, glaubt Sportminister Ashraf Sobhy.
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