Olympia 2022 – Dabei sein verboten (11): Der falsche Song
Tommy Yuen wird in Hongkong von der Sicherheitspolizei inhaftiert. Der Vorkämpfer für Demokratie war den Behörden ohnehin ein Dorn im Auge.
Im einst autonomen Hongkong ist am Dienstag der Sänger einer früheren Boy-Band von der pekinghörigen Nationalen Sicherheitspolizei festgenommen worden. Laut Medien handelt es sich um den 41-jährigen Canto-Popstar Tommy Yuen. In der früheren britischen Kronkolonie war er mit der im Jahr 2004 aufgelösten Gruppe E-Kids bekannt geworden.
Yuen zog sich zunächst aus der Öffentlichkeit zurück. Doch 2019 wurde er ein prominenter Unterstützer der Demokratiebewegung, die in dem Jahr mehrfach hunderttausende Demonstranten gegen Pekings wachsenden Einfluss auf die Straße brachte. Yuen sang immer wieder bei den Demonstrationen. Er blieb auch aktiv, als Chinas Regierung mit Hilfe eines Nationalen Sicherheitsgesetzes, der neuen Nationalen Sicherheitspolizei und eines seit Jahrzehnten nicht mehr angewandten Kolonialparagrafen im Sommer 2020 die Proteste kriminalisierte und abwürgte.
Die Sicherheitspolizei bestätigte die Identität des Festgenommen wie üblich zunächst nicht, sondern erklärte nur, zwei Personen seien festgenommen worden, darunter ein 41 Jahre alter Sänger. Diesem werde vorgeworfen, Hongkongs Bevölkerung gegen die Regierung aufgewiegelt zu haben und das politische System verändern zu wollen. Konkret wird Yuen, an dessen Identität die Medien keinen Zweifel lassen, ein Live-Konzert im November zur Last gelegt. Darin sei der Satz „Befreit Hongkong – Revolution unserer Zeit“ gefallen. Dieser 2019 vor allem von Jugendlichen verbreitete Protestslogan wurde im Jahr 2021 von einem Hongkonger Gericht als „aufrührerisch“ eingestuft und damit verboten.
Sammlung für Inhaftierte
Die Polizei führte zudem Beiträge Yuens in Onlinenetzwerken an. Er soll sich darin nicht nur über die Polizei und Justiz lustig gemacht haben, sondern auch zur Missachtung der strengen Anti-Corona-Regeln sowie gegen Corona-Impfungen und -tests aufgerufen haben. Die Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 sind in Hongkong immer wieder als Vorwand missbraucht worden, um alle Proteste zu verbieten.
Yuen soll auch umgerechnet 113.000 Euro an Spenden zur Unterstützung inhaftierter Demonstranten gesammelt haben. Die zweite festgenommene Person, laut Medien ein arbeitsloser 20-jähriger Verwandter, soll laut Polizei einen Teil der Spenden bei Pferdewetten veruntreut haben. Ob die Vorwürfe stimmen oder dazu dienen, den Ruf Yuens und damit von Demokratieaktivisten zu schädigen, lässt sich noch nicht sagen.
Laut der in Hongkong erscheinenden Zeitung South China Morning Post wurden seit Juni 2020 von der Nationalen Sicherheitspolizei 1.635 Hongkonger festgenommen. Tausende flohen ins Ausland.
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