Olaf Lies auf Iranreise: Lobbying im Gottesstaat
Mit 70 Unternehmern fliegt Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) in den Iran – wo das Kriegsjubiläum den Israel-Hass befeuert.
Ach, wie schön. Im Iran hat das Fest der Heiligen Verteidigung begonnen, zum Gedenken an den Ausbruch des Golfkriegs vor 35 Jahren: Die Militärparade zum Auftakt war prächtig, und Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hat Glück, dass er bereits am 2. 10. nach Teheran fliegt, begleitet von 70 UnternehmerInnen: Da kriegen sie noch was mit, von der Jubiläums-Stimmung. Und die ist...
Also, zur Beruhigung: Im Wirtschaftsministerium hat man zwar vor allem im Blick, dass der iranische Markt zu den größten im Nahen Osten gehört, und sich jetzt, nach dem Atomkonsens und dem Embargo-Ende tolle Chancen bieten. Man weiß: „Die für den Iran wichtigen Bereiche sind allesamt Leitmärkte in Niedersachsen“: Neben der Agrar- und Ernährungswirtschaft müssen „Maschinenbau, die Mobilitätsindustrie und ebenso die Energiewirtschaft“ nach- und aufrüsten. Von daher ist Lies sich ganz sicher, dass viele interessante Bereiche für die niedersächsischen Unternehmen dabei sind. Aber „selbstverständlich“ – der Mann ist schließlich Sozialdemokrat – geht es Lies dabei „auch um den Umgang mit Menschenrechten“.
Ach!, es gibt so viele Selbstverständlichkeiten: Selbstverständlich ist die Stimmung rund um Kriegsjubiläen martialisch. Und auch wenn der iranische Präsident Hassan Rouhani zum jüdischen Neujahrsfest am 13. September Segens-und Friedenswünsche und sogar auf Ivrit den traditionellen Gruß „L‘Shanah Tovah“ getwittert hat, die kämpferische Stimmung richtet sich selbstverständlich gegen Israel, ja, „selbstverständlich“, hat Militärführer Generalmajor Ataollah Salehi, zu Beginn der Woche der Verteidigung erklärt, „wird Israel vernichtet.“ Man arbeite ja dran: „Wir sind stolz, an der Spitze der Unterstützer jener zu stehen, die das zionistische Regime bekämpfen“ – also die Hamas und die Hisbollah zu unterstützen. Fest steht man auch zum syrischen Freund und Partner Baschar-al Assad.
Dass Lies und seine Delegation daran arbeiten, „den wirtschaftlichen Spielraum derer zu vergrößern, die für die Fluchtbewegungen verantwortlich sind“, hatte die Deutsch Israelische Gesellschaft Niedersachsen gerügt, und den Minister per Resolution aufgefordert, die Reise abzublasen. Der fliegt trotzdem. Selbstverständlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Vorschläge für bessere Schulen
Mehr Führerschein wagen