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Aus dem GerichtOhne Lappen

■ Hat Klaus T., der seinen Lappen loswurde, sich diesen wieder erklaut?

Seinen Führerschein war Klaus T. seit April 1990 los. Bei einem Überfall in Oldenburg hatte er sein Auto benutzt, um die Beute abzutransportieren. Dabei wurde der heute 56jährige erwischt, wanderte ins Gefängnis und verlor den Führerschein. Wegen eines mißlungenen „Idiotentest“bekam er ihn nicht zurück.

Da Klaus T. seit einigen Jahren in Bremen lebt, lag der eingezogene Führerschein samt Akte im ehemaligen Straßenverkehrsamt Georg-Bitter-Straße. Dort wurde 1994 zweimal eingebrochen: Aber niemand wußte, was verschwunden war.

Das könnte sich jetzt vor dem Amtsgericht ändern. Im April letzten Jahres wurde Klaus T. beim Autofahren von der Polizei in Woltmershausen angehalten. Der Erwerbsunfähige, der seit Jahren von einer niedrigen Rente lebt, zeigte seinen Führerschein vor. Die Polizei behielt den Lappen ein, bei dem Lochungen und eine Verfärbung zu erkennen waren, wo sonst der Vermerk „ungültig“steht. Im Straßenverkehrsamt fehlten Akten und Führerschein von Klaus T. Nun ist er angeklagt, ins Amt eingebrochen zu haben.

Und warum kontrollierte die Polizei zielgerichtet Klaus T.? „Sie sind verpfiffen worden“, sagte der Staatsanwalt mit sichtlichem Vergnügen. Seine Nachbarn Uwe S. und Ralf R. hatten die Polizei informiert. Beide waren verwundert, als Klaus T. im letzten Jahr plötzlich wieder Auto fuhr. Außerdem hatte er, sagte Uwe S., einen Bruch angedeutet. Klaus T. selber bestreitet die Vorwürfe. „Ich habe immer einen Führerschein gehabt“, sagt er. Heute wird im Amtsgericht weiterverhandelt, gekoppelt mit einer zweiten Anklage: Klaus T. soll das Arbeitsamt betrogen haben. susa

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