Offerte für Edin Dzeko: Die teuerste Baustelle der Liga

Für 35 Millionen Euro könnte Edin Dzeko bereits in der Winterpause vom VfL Wolfsburg zu Manchester City wechseln. Doch der VfL ziert sich noch.

Offen für einen neuen Klub: Edin Dzeko. Bild: dpa

WOLFSBURG taz | Im Sommer, als erstmals Post von Manchester City eintraf, hat Dieter Hoeneß noch milde gelächelt. Weil die Offerte für Edin Dzeko, den Torjäger des VfL Wolfsburg, ein wenig halbherzig dahergekommen war. Und weil es dem neureichen Klub aus der Premiere League nicht gelungen war, eine Bankbürgschaft vorzulegen.

Für eine Ablösesumme in Höhe von 40 Millionen Euro, so steht es in Dzekos Arbeitsvertrag, darf der Bosnier die Wolfsburger vorzeitig verlassen. Bisher konnte Hoeneß, der als Vorsitzender der Geschäftsführung die großen VfL-Buchungsposten abzeichnet, stets über einen Mangel an ernsthaften Interessenten berichten.

Mit Manchester City steht jetzt aber ein Klub bereit, der Dzeko bezahlen kann und will. Hoeneß schweigt zu der Frage, ob der Transfer noch in diesem Winter möglich ist - was in seinem Fall meistens darauf hindeutet, dass etwas im Gange ist.

Im Frust über ein Fußballjahr, das für den VfL Wolfsburg äußerst enttäuschend verlaufen ist, hat Hoeneß ein Aufräumen am Mittellandkanal angekündigt. Der Kader des Meisters von 2009 stecke voller Altlasten. Die Leistungsbereitschaft einiger Profis lasse zu wünschen übrig.

Selbst Dzeko, der in einer für seine Verhältnisse mittelmäßigen Hinrunde der Bundesliga noch neun Tore erzielte, wurde von Hoeneß als firmeninternes Problem ausgemacht und mit der unschönen Vokabel "Baustelle" bedacht. "Spätestens im Sommer möchte ich klare Verhältnisse haben", sagt der Manager über einen Spieler, der aus seinen Wechselabsichten kein Geheimnis macht.

Dzeko weiß, dass er auf lange Sicht zu gut für den VfL Wolfsburg ist, und versäumt es seit geraumer Zeit, sich zu einem Arbeitgeber zu bekennen. Dzeko ist noch bis 2013 an den VfL gebunden. Selbst der Versuch von Trainer Steve McClaren, seinen Vorzeige-Stürmer zum Kapitän zu küren und damit mehr in die Pflicht zu nehmen, darf als gescheitert bezeichnet werden.

Das ewige Tauziehen um Dzeko, an dem angeblich auch schon der AC Mailand, Juventus Turin und der FC Liverpool Interesse angemeldet haben, passt nicht in das auf langfristigen Erfolg ausgerichtete Projekt des VfL Wolfsburg. Beim VfL soll vieles neu sortiert werden. Aber mit McClaren steht ein Trainer auch deshalb kurz vor dem Scheitern, weil es ihm nicht gelingt, ein homogenes Team zu formen.

Dass die Personalie Dzeko die teuerste Baustelle der Liga ist, erzeugt Unruhe in der eigenen Mannschaft. Hoeneß hat das erkannt und nach Rücksprache mit dem Wolfsburger Hauptsponsor Volkswagen seine Taktik geändert. "Entweder es gelingt uns, Edin noch länger an den Verein zu binden oder wir stimmen einem Verkauf zu, wenn die Konditionen stimmen", sagt er.

Wie ernsthaft das Interesse von Manchester City dieses Mal wirklich ist, lässt sich auf Grund der Eigentümer des Vereins nur erahnen. Dank der hohen Zahlungsmoral eines Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der zu den Anteilseignern des Klubs gehört, darf Trainer Roberto Mancini nach Herzenslust erstklassige Profis einkaufen. So hat es City geschafft, die jüngsten Einkaufstouren des FC Chelsea noch zu toppen, und etabliert sich deshalb in der Spitzengruppe.

Mit Dzeko, dessen robuste Spielweise und exzellentes Kopfballspiel perfekt zum englischen Fußball passen, möchte Manchester City schnell in die Champions League stürmen. Der Verein hat bereits bestätigt, dass man sich vorstellen könne, 30 Millionen Euro an den VfL, 5 Millionen an Dzeko selbst und noch einmal 5 Millionen an die Wolfsburger zu überweisen, falls der Sprung in die Königsklasse des europäischen Fußballs wirklich gelingt.

In Manchester wäre Dzeko nur ein Könner unter vielen. In Wolfsburg aber, das lässt sich nicht leugnen, sind sie in eine Abhängigkeit von dem 24-Jährigen geraten, die keiner Mannschaft der Welt guttut. "Egoismen müssen in den Hintergrund", sagt VfL-Verteidiger Marcel Schäfer, wenn er erklären soll, wie die Wolfsburger ihren Weg aus einer beängstigenden Krise finden.

Dzeko ist seit dem Wechsel seines früheren Vorlagengebers Misimovic zu Galatasaray Istanbul mehrfach bockig aufgetreten und nimmt auf dem Spielfeld häufiger die Arme in die Hüften, als es seinen Kollegen und seinem Trainer lieb sein kann. Es sind Momente wie diese, in denen bei den Entscheidern des VfL die Einsicht reift, dass ein verkaufter Dzeko unterm Strich wertvoller als ein unzufriedener Dzeko sein kann.

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