Österreichischer Vizekanzler tritt zurück: Fortbestand der Regierung fraglich
ÖVP-Chef und Vizekanzler Mitterlehner zieht sich zurück. Er war intern unter Druck geraten. Jetzt könnte es zu Neuwahlen kommen.

Mitterlehner war innerhalb seiner Partei zuletzt stark unter Druck geraten. Interne Illoyalitäten und Provokationen haben seine Position geschwächt. Als Nachfolger Mitterlehners wird seit langem Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz gehandelt. Der 30-Jährige gilt als Nachwuchshoffnung der Konservativen. Er ist laut Umfragen der beliebtesten Politiker des Landes. Kurz erklärte aber am Dienstag, dass er die Partei zum derzeitigen Zeitpunkt nicht übernehmen wolle.
Die ÖVP ist als Juniorpartner gemeinsam mit den Sozialdemokraten unter Bundeskanzler Christian Kern in einer Koalition. Innerhalb der Regierung gab es zuletzt große Zerwürfnisse. Die Politiker warfen sich gegenseitige Blockade vor.
Unklar ist, ob der Abgang Mitterlehners nun zu einer Neuwahl vor dem regulären Termin im Herbst 2018 führt. „Formal besteht keine Notwendigkeit für Neuwahlen. Politisch sind sie wahrscheinlich“, sagte der Politologe Peter Filzmaier.
Kanzler Kern hielt am regulären Wahltermin im Herbst 2018 fest. Die kommenden Entscheidungen bei der konservativen ÖVP könnten eine Chance für das Land und die weitere Regierungsarbeit sein. „Ich biete der ÖVP und Sebastian Kurz eine Reformpartnerschaft an“, so der 51-Jährige. Der Regierungschef nannte Kurz, obwohl von der ÖVP noch keine offizielle Stellungnahme zu einer möglichen Rochade gekommen war.
Mitterlehner übernahm im Sommer 2014 die ÖVP. Die schlechter werdenden Umfragewerte in der Bevölkerung konnte er nicht stoppen. Am Wochenende soll die ÖVP nach seinen Aussagen die Nachfolge regeln. Demnach legt er kommenden Montag offiziell seine Funktion als Vizekanzler und Wirtschafts- und Wissenschaftsminister nieder. In den letzten zehn Jahren gab es vier ÖVP-Vorsitzende.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!