Öko-Institut: "Es ist professioneller geworden"
Viele Ehemalige des Öko-Instituts arbeiten in Spitzenpositionen bei Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Was denken sie jetzt über die Denkfabrik?
Frühere Mitarbeiter des Öko-Instituts sind heute in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Teil an exponierter Stelle tätig. Stephan Kohler ist Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur, Uwe Leprich Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken, Christian Hey Generalsekretär des Sachverständigenrats für Umweltfragen und Beatrix Tappeser Fachgebietsleiterin beim Bundesamt für Naturschutz. In der Wirtschaft arbeiten Gero Lücking als Prokurist beim Ökostromanbieter Lichtblick und Uwe Ilgemann als Vorstandssprecher der Solarstrom AG. Ein paar Fragen an die Ehemaligen:
taz: Wie hat sich das Öko-Institut seit Ihrer Zeit verändert?
Leprich: Es ist noch professioneller geworden, markt- und unternehmensnäher, auch ein Stück weit "normaler".
Hey: Es ist in der Mitte der Debatte angekommen. In den Siebzigerjahren war das Öko-Institut noch die intellektuelle Speerspitze der erstarkenden Ökologiebewegung.
Kohler: Es ist ruhiger geworden, gerade im Themenfeld der Atomenergie. Hier fehlt weitgehend seine Stimme in der Diskussion über die Risiken und Gefahren.
In welchem Maße prägt Ihre Zeit beim Öko-Institut Ihre heutige Tätigkeit?
Kohler: Der interdisziplinäre Arbeitsansatz hat zu Lösungsansätzen und Strategien geführt, die heute in meiner Arbeit eine wichtige Grundlage bilden.
Tappeser: Interdisziplinäres und vernetztes Arbeiten sind ein Markenzeichen des Öko-Instituts und für meine derzeitige Arbeit sehr wichtig.
Ilgemann: Beim Öko-Institut lernt man, dass es nicht ausreicht, "nur" ein guter Wissenschaftler oder Ingenieur zu sein, sondern auch, wie man verschiedene Fachgebiete vernetzt und was es bedeutet, eigenverantwortlich zu arbeiten.
In welchem Maße ist die heutige Arbeit des Öko-Instituts für Ihre jetzige Tätigkeit wichtig?
Leprich: Als Hochschullehrer greife ich gern auf Publikationen des Öko-Instituts zurück, die weit über das übliche Lehrbuchwissen hinaus gehen.
Hey: Viele Studien des Öko-Instituts werden von uns ausgewertet und fließen auch in die Gutachten und Beratungstätigkeit des Sachverständigenrats ein.
Ilgemann: Die heutige Solarindustrie profitiert von der Arbeit des Öko-Instituts in den Jahren 1977 bis 1997. Die Bau-, Verkehrs- und Chemieindustrie wird in zehn Jahren erkennen, was Sie der heutigen Arbeit des Öko-Instituts zu verdanken hat.
Welchen Ratschlag würden Sie dem Öko-Institut für die nächsten dreißig Jahre geben?
Lücking: Ziele im Auge behalten, nicht verzetteln. Alte Denkmuster über Bord werfen.
Hey: Vergesst auf eurem weiteren Weg nicht, woher ihr kommt!
Kohler: Die Risiken und Gefahren der Atomenergie wieder stärker in den Fokus nehmen.
Ilgemann: Auf die Zeit vorbereiten, in der die "Protestgeneration" in Rente gegangen ist.
Tappeser: Nur wer sich wandelt, bleibt sich treu. Der Mut auch zur unbequemen Analyse, konzeptionelle Kreativität und Umsetzungsideen sollten allerdings nicht verloren gehen.
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