Oberhauswahl in Japan: Klarer Sieg für Premier Shinzo Abe
Die Regierungskoalition gewinnt deutlicher als erwartet. Damit wird ein Abrücken von der pazifistischen Grundhaltung des Landes wahrscheinlicher.
Die japanischen Wähler gaben Abe damit ein klares Mandat für die Fortführung seiner Wirtschaftspolitik und möglicherweise auch für die Änderung der pazifistischen Nachkriegsverfassung, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA bestimmt wurde. Die Koalition hat – bei einem Anschluss anderer konservativer Politiker, im Oberhaus eine Zweidrittel-Mehrheit, über die sie im mächtigeren Unterhaus bereits verfügt. Diese wird benötigt, um ein Referendum für eine Verfassungsänderung vorzuschlagen.
Abe sagte am Sonntagabend dem Sender NHK, er sei erleichtert. Die neue Regierung werde die Wirtschaft in einer aggressiven und umfassenden Art und Weise aus der Flaute führen. Einzelheiten nannte er nicht.
Bei dem Urnengang vom Sonntag standen die Hälfte der insgesamt 242 Sitze im sogenannten Haus der Räte zur Wahl. Weil nicht über das Unterhaus abgestimmt wurde, war kein Regierungswechsel möglich. Die Wahl galt aber als Stimmungstests für Abes Wirtschaftspolitik, die Abenomics, sowie für sein Streben nach einer Aufwertung des japanischen Militärs. Die Opposition hatte die Wähler dazu aufgerufen, bei der Abstimmung ihre Ablehnung dieser Pläne deutlich zu machen.
Die Liberaldemokraten regieren Japan beinahe ohne Unterbrechung seit dem Zweiten Weltkrieg. Die oppositionelle Demokratische Partei war nur wenige Jahre an der Macht. In ihre Regierungszeit fielen 2011 auch Erdbeben, Tsunami und die Atomkatastrophe von Fukushima. Danach wurde sie abgewählt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen