Oberbürgermeister in Duisburg: SPD-Mann mit „neuem Stil“
Rund zwei Jahre nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg bekommt die Stadt einen neuen OB. Der kommt von der SPD, ist kommunikativ – und farblos.
Er steht dafür, dass im Ruhrgebiet wieder alle Großstädte „rot“ sind: Der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Sören Link wird am Mittwoch als Duisburger Oberbürgermeister vereidigt, in der Nachfolge des CDUlers Adolf Sauerland. Sein Wahlergebnis erinnert an jene Zeiten, als im Ruhrpott noch die Hochöfen qualmten und alle Malocher SPD wählten: Mit stolzen 71,96 Prozent wurde Link am Sonntag gewählt.
Doch der vermeintlich strahlende Sieg erinnert nur auf den ersten Blick an die alte Genossenherrlichkeit. Denn noch nie war die Wahlbeteiligung in der Ruhrgebietsstadt so gering. Gerade mal 93.962 Duisburgerinnen und Duisburger machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch: 25,75 Prozent. Für Sauerlands Abwahl hatten im Februar noch knapp 130.000 Menschen gestimmt.
Damals hatten noch viele der nach dem Loveparade-Desaster tief verunsicherten Duisburger geglaubt, die Parteien meinten es ernst mit ihrem Versprechen nach einem Neuanfang. Doch schnell zeigte sich, dass gerade die SPD keinerlei Interesse an einem parteiübergreifenden Konsenskandidaten hatte. Sie wollte sich die Gelegenheit zur Macht nicht entgehen lassen.
Das ist ihnen mit dem gebürtigen Duisburger Sören Link gelungen – wenn auch nur dank massiver Wahlabstinenz. Der ehemalige Landtagsabgeordnete, seit 1993 SPD-Mitglied, gilt als äußerst kommunikativ, aber auch als farblos. „Neuer Stil. Guter Plan. Echt Duisburg“, lautete das Wahlmotto des 36-jährigen Diplom-Verwaltungswirts.
An der Stadtspitze warten auf ihn große Herausforderungen, nicht nur weil die Stadtratsfraktionen untereinander heftig zerstritten sind. Duisburg ist hochverschuldet, die Arbeitslosenquote liegt bei 13 Prozent. Er werde „Armut nicht einfach akzeptieren“, hat Link versprochen. Gleichzeitig sieht das Haushaltssicherungskonzept in der Industriestadt jedoch bis 2021 jährliche Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe vor.
Und dann ist da noch die Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe. Rund zwei Jahre nach dem Unglück ermittelt die Staatsanwaltschaft nach wie vor gegen zahlreiche Mitarbeiter der Stadtverwaltung.
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