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OB ARAFAT FREI IST ODER NICHT – FRIEDEN WIRD ES NICHT GEBENGnadenlos dumm

Die Schlacht ist geschlagen, die politische und die militärische. Ihr Resultat: Sieg auf der ganzen Linie – für Ariel Scharon. Er hat Kofi Annan ebenso düpiert wie George Bush. Er hat Jassir Arafat zum Spazierengehen in Ramallah verdammt, dem islamistischen Untergrund das Rückgrat gebrochen und der Autonomiebehörde die Festplatten ihrer Computer geklaut. Den Oslo-Prozess hat er in Dschenin mit Bulldozern platt gewalzt und so der Welt gezeigt, was er unter Zionismus versteht. Keiner kann ihm heute mehr Friedensabsichten andichten. Scharon ist ein Zionist wie Menachem Begin und Jitzhak Schamir vor ihm. Ob man ihre Aktionen als militärische oder terroristische betrachtet, ist unwichtig. Das Resultat zählt. Ihnen kam es darauf an, die Araber unter der Knute zu halten. Und das ist ihnen bisher immer gelungen.

Und was nun? Das Übliche: Neue Friedenspläne werden entworfen, alte aufgewärmt, internationale Konferenzen abgehalten. Die Diplomatie wird so tun, als ob sie etwas bewirken könne oder wolle, ganz so wie nach dem Krieg gegen den Irak. Der politische Druck auf Israel wächst wieder, während sich die Hardliner, die keinen Fußbreit des biblischen Eretz Israel preisgeben wollen, einigeln. Schönschwätzer wie Schimon Peres tragen dazu bei, dass der Sturm möglichst schadlos vorüberzieht. In 10 oder 20 Jahren können dann vielleicht mehr als eine halbe Million Siedler im Westjordanland und im Gaza-Streifen den Anspruch auf Eretz Israel manifestieren. Und die Palästinenser werden immer noch darauf hoffen, dass ihnen die internationale Gemeinschaft zu Hilfe kommt.

In der arabischen Welt und der muslimischen allemal wird man wieder diskutieren, dass der Weg nach Jerusalem doch nur über Kairo und Amman, über Damaskus und Riad führt. Viele kleine Ussama Bin Ladens könnten dann die arabischen Throne und autokratischen Dynastien ins Wanken bringen. Und aus den Geschichtsbüchern am Ende dieses Jahrhunderts dürfte man das Kopfschütteln über die Politiker unserer Zeit herauslesen, die so gnadenlos dumm mit dem Frieden und dem Leben ihrer Zeitgenossen umgehen. GEORG BALTISSEN

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