: Nur für die ganze Familie
■ Galerie der Gegenwart: Wann ist eine Familie eine Familie im Sinne der Entgeltordnung der Hamburger Museen?
Vater, Mutter, Kind? Oder Vater, Vater, Kind? Oder Mutter, Kind, Kind? Wann ist eine Familie eine Familie? Die Justizbehörde ist ratlos: „Es gibt gesetzlich keine Definition.“Nur Probleme. Beispielsweise, wenn Mutter-Kind-Kind-Kind den Kunsttempel Galerie der Gegenwart besuchen möchte und an der Kasse „eine Familienkarte, bitte“verlangt.
Soo einfach ist das nicht. „Wo ist denn Ihr Mann?“, frug patzig die Dame an der Kasse. „Ohne Vater“, so erfuhr die verdutzte Ursula T., Mutter dreier kulturhungriger Dreikäsehochs, seien die Vier „keine vollständige Familie“. Daher müsse sie statt 16 Mark (Familienkarte für zwei Erwachsene plus drei Kinder) leider 19 Mark blechen, also zehn Mark für sich plus je drei Mark pro Kind. „Unverschämtheit“, durchfuhr es Ursula T. Doch ist sie „in der glücklichen Lage, einen Mann zu haben“, der auch, nachdem er den Familienwagen parkiert hatte, in die Galerie hechtete, um am Familienausflug teilzunehmen. Von der augenscheinlichen Vaterschaft überzeugt (jedoch ohne auf Heirats- und Geburtsurkunden zu bestehen), stellte die Kassiererin schließlich doch das gewünschte Billet aus.
Als „Blödsinn“bezeichnet Christoph Heinrich von der Galerie der Gegenwart „diesen bedauerlichen Einzelfall“. Vermutlich habe „eine Aushilfe“sich nicht mit den Gepflogenheiten des Hauses ausgekannt oder sich einen „schlechten Scherz“erlaubt. „Der Sache“werde nachgegangen. Denn „selbstverständlich“würden Alleinerziehende gegenüber „vollständigen Paaren“, was die Eintritts-Preisgestaltung angehe, nicht diskriminiert: „Die Entgeltordnung der Hamburger Museen legt den Familienbegriff nicht so aus, daß unbedingt ein Vater dabei sein muß.“
Denn das „wäre ein überaltertes Modell“, gibt Ingo Mix zu bedenken. Der Kulturbehörden-Sprecher rät zur „flexiblen Handhabung“. Auch gleichgeschlechtliche Paare sollten in den Genuß der Vergünstigungen kommen. „Unser Bildungsauftrag“gelte für alle. „Allerdings sollte der Familienverbund als Grundkonstellation auch hier gegeben sein.“Sprich: Ganz ohne Kinder geht's nicht.
Denkste. Beim Hamburger Verkehrsverbund heißen die Familienfahrscheine elegant-neutral „Gruppenkarten“und sind, versichert der HVV, für fünf Personen „beliebigen Alters“gültig. Ob verwandt, versippt, verschwägert – oder nicht. Heike Haarhoff
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