Nowruz-Fest in Berlin: Das Mullah-Regime lässt sich feiern
Neun asiatische Staaten laden zum Nowruz-Fest nach Berlin-Zehlendorf. Die Botschaft der Islamischen Republik Iran hat ihre Finger im Spiel.

Gefeiert wird das Nowruz-Fest, das Mitte März in vielen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens und Zentralasiens das neue Jahr und den Frühling einläutet. Es wird auch in Berlin von Menschen aus diesen Staaten gefeiert. In Zehlendorf handelt es sich allerdings um eine Propagandashow der Botschaften mit Musik, Tanz, Kunsthandwerk und traditionellen Speisen.
Doch die Sache ist vielschichtig: Während die demokratische iranische Diaspora den Staat Iran und dessen diplomatische Vertretung strikt ablehnt, haben tadschikische und usbekische Migranten eher selten Probleme mit ihren Botschaften. Die afghanische Botschaft in Berlin wiederum ist von der Taliban-Regierung nicht anerkannt, was jedoch im Fluss ist. Das Nowruz-Fest ist in Afghanistan verboten.
Hamid Nowzari vom Verein Iranischer Flüchtlinge hält das Fest für eine „Beleidigung“ der Iranerinnen und Iraner. „Hier werden traditionelle Tänze zu Propagandazwecken aufgeführt. In Iran würde man Frauen auspeitschen, wenn sie öffentlich tanzen.“ Nowzari sagt, der Bezirk hätte den Raum niemals zur Verfügung stellen dürfen, wenn die Vertretungen von Iran und Afghanistan unter den Einladenden sind.
Protestveranstaltung
Die Journalistin Daniela Sepehri fordert vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf, die Mietzusage für den Bürgersaal zurückzuziehen, falls das noch möglich ist. Sie hat eine Protestveranstaltung vor dem Bürgersaal organisiert, für die gerade mobilisiert wird.
Gegenüber der taz stellt ein Sprecher des Bezirksamtes klar, dass Steglitz-Zehlendorf lediglich die Räume „zu den üblichen Rahmenbedingungen und Konditionen“ zur Verfügung stellt und in keiner Weise Mitveranstalter oder inhaltlich an der Veranstaltung beteiligt sei. Dieser Eindruck kam auf, weil auf der Einladung Wappen und Logo von Steglitz-Zehlendorf stehen. „Wir bedauern diese Irritation und sind mit dem Veranstalter im Gespräch“, mit der Auflage, dass dieser beides entfernen oder überkleben soll, so ein Bezirkssprecher.
Als Redner ist der CDU-Abgeordnete Stephan Standfuß angekündigt. Gegenüber der taz sagt er, dass er tatsächlich ein Grußwort zugesagt hätte, ohne sich zuvor genauer über den Veranstalter informiert zu haben. „Das werfe ich mir vor. Ich habe aber meine Teilnahme sofort abgesagt, nachdem ich im Bilde war. Ich stehe auf der Seite der iranischen Opposition, nicht auf der des Regimes“, so Standfuß, der auch CDU-Kreischef in Steglitz-Zehlendorf ist.
Eine solche Absage ist Jens Wagner vom Auswärtigen Amt nicht bekannt. Der stellvertretende Leiter des Referats für Kultur- und Gesellschaftsbeziehungen zu unter anderem asiatischen Ländern ist ebenfalls für ein Grußwort angekündigt. Aus seiner Behörde heißt es lediglich, es handle sich nicht um eine eigene Veranstaltung.
Die Cultur-Cooperation, die als Mitveranstalter agiert, war für die taz nicht erreichbar. Dieser Verein arbeitet allerdings nicht zum ersten Mal mit Institutionen des iranischen Staates und Botschaften anderer problematischer Staaten zusammen, so statteten sie beispielsweise ein Fest letzten Oktober am gleichen Ort aus.
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