Nowitzkis langsamer Abschied: Dirks letzter Garden
Seit 21 Jahren spielt Dirk Nowitzki bei den Mavericks. Der NBA-Star gibt es nicht zu, aber alle sehen es: Eine große Karriere neigt sich dem Ende zu.
Der deutsche Superstar wollte sich einfach nicht trennen von dieser sagenumwobenen Veranstaltungshalle. Unzählige Male ist er hier in den 20 Jahren seiner NBA-Karriere aufgetreten. Auch wenn Nowitzki es nicht offiziell bestätigen mag, es war klar an diesem Abend, dass er wohl das letzte Mal als Spieler auf dem Parkett des Garden gestanden hat – auch wenn er sich noch ein Hintertürchen offenhalten will.
So hatte der Abend in New York, wie schon vorangegangene Vorstellungen in Boston, Detroit, Toronto und Los Angeles, die Anmutung einer Nowitzki-Gala. Und das, obwohl der Mann, der einst die Dallas Mavericks zum Titelgewinn führte, lediglich neun Minuten lang auf dem Platz stand.
Der Garden war ausverkauft, aber die Leute waren nicht gekommen, um die Heimmannschaft zu sehen. Als Coach Rick Carlisle gegen Ende des ersten Viertels noch immer nicht Nowitzki gebracht hatte, donnerten „We want Dirk“-Gesänge durch die Halle. Carlisle gab schließlich nach und bereute es nicht. Innerhalb von einer Minute versenkte Nowitzki einen Regenbogen-Dreier, bei dem der Ball nicht einmal den Rand des Korbes berührte. Zwei Mal zeigte er innerhalb seiner wenigen Spielminuten seinen berühmten Fade Away Jumper, bei dem er im Zurückweichen vom Verteidiger abzieht und trotzdem trifft.
Hölzern und steif
Doch zwischen diesen Augenblicken, in denen Nowitzki daran erinnerte, warum er einer der größten Spieler in der NBA-Geschichte ist, wurde deutlich, dass es Zeit für ihn wird, die Laufbahn zu beenden, die noch zu den Zeiten Michael Jordans begann. Wann immer Nowitzki über den Platz sprinten musste, wirkt er hölzern und steif, man meinte gar, ein leichtes Humpeln zu erkennen.
So musste er sich nach seinen neun Spielminuten auch eine halbe Stunde lang von einem Physiotherapeuten bearbeiten lassen, die Muskeln dehnen und ausmassieren, die Knöchel in Eisbeutel gehüllt. Der Körper ist nach knapp 1.500 Profieinsätzen stark wartungsbedürftig. Im vergangenen Jahr wollte die Ferse nach einer Operation einfach nicht heilen, die Reha zog sich über Monate hin. Nowitzki verpasste die ersten 27 Spiele und verbrachte zahllose Stunden in Dallas im Kraftraum und bei der Physiotherapie.
Als er dann im Dezember endlich wieder spielbereit war, eröffnete Carlisle seinem einstigen Star, dass er erst einmal jungen Kollegen, wie dem erst 19 Jahre alten Talent Luka Doncic, den Vortritt lassen musste. Nowitzki nimmt es professionell. Immer wieder betont er, dass er das tut, was für die Mannschaft das Beste ist. Eine Einstellung, die die Mavericks zu ihren besten Zeiten so effektiv gemacht haben. Und bei Vertragsverhandlungen hat er sich wiederholt unter Wert verkauft, um Geld für wichtige Neuverpflichtungen freizumachen.
So nimmt er seinen Job als Reservist auch genauso ernst wie seine alte Aufgabe als Team-Leader. Er ist vor allen anderen auf dem Platz, um seinen Wurfrhythmus zu finden, verbringt eine Stunde mit Aufwärmen und Dehnen. Und während er auf der Bank sitzt, nutzt er jede Gelegenheit, um sich zu bewegen, damit er sofort bereit ist, wenn sein Coach ihn aufruft.
Nowitzki, der als einziger Spieler in der Ligageschichte 21 Jahre lang demselben Verein treu geblieben ist, will unter allen Umständen vermeiden, dass er in seinem letzten Jahr, wie andere ehemalige Superstars, aus Eigensinn seiner Organisation schadet. Stattdessen will er beitragen, was er eben noch beitragen kann, damit die in den vergangenen zwei Jahren glücklosen Mavericks so gut abschneiden, wie es eben geht.
Wenn es dabei noch einmal zu Glanzmomenten kommt, wie im Garden, dann genießt er das freilich. „Es ist schön, die Anerkennung für das zu bekommen, was ich in den letzten 20 Jahren geleistet habe“, sagt er. Allzu sehr möchte er jedoch noch nicht in der Vergangenheit schwelgen. Noch hat er einen Job zu erledigen. Und er wäre nicht Dirk Nowitzki, wenn er nicht versuchen würde, das so gut wie nur irgend möglich zu tun.
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