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Not only RieslingRheinisch-mediterrane Liaison

Weinprobe

Von

MichaelPöppl

Was guter Wein ist, weiß Frank Böhm schon seit früher Jugend. Seine Familie betrieb das bekannte Restaurant am Rolandsbogen bei Bad Godesberg, hoch über dem Rhein. Nicht nur bekannt wegen der prominenten Gäste aus der Politik, sondern auch wegen seiner fantastischen Auswahl an deutschen Weinen. Früh schon musste Frank Böhm im Betrieb mithelfen, lernte zugleich viel über Gastronomie und natürlich auch über die deutschen und französischen Spitzenweine, die man kennen muss, wenn man sie den Gästen empfiehlt. Beides war hilfreich, als er das Restaurant von 1995 bis 2009 selbst führte. Weil das marode Gemäuer der Burggaststätte aber nur noch mit riesigen Investitionen zu halten gewesen wäre, verkaufte er das denkmalgeschützte Areal an das Land und zog 2010 nach Berlin.

Mit seinem fundierten Wissen arbeitete Böhm zuerst im Weinladen Schmidt in Prenzlauer Berg, bevor er 2011 sein eigenes Weingeschäft eröffnete: „nor – not only riesling“ am Kreuzberger Marheineckeplatz. 2013 folgte die Filiale am Karl-August-Platz in Charlottenburg. Beide Läden ähneln sich nicht nur durch das Sortiment. In beiden findet man eine schlicht-elegante Einrichtung, dazu lange Tische, an denen man die Weinauswahl bereits vor Ort testen kann. Neben den rund 100 deutschen Weißen, die im vorderen Teil von Nord bis Süd, von Rheingau bis Baden, sortiert sind, finden sich weiter hinten im Laden die Roten aus Europa, ebenfalls geografisch geordnet, darunter ungewöhnlich viele deutsche Spätburgunder. Zu essen gibt es zu deutschem Käse von Blomeyer oder italienischer Salsiccia am Wochenende auch Austern. Offene Weine findet man auf einer Sonderkarte, gegen 9,90 Euro Korkgeld kann man sich jede Flasche aus dem Regal ordern, selbstverständlich auch gekühlt.

„Wir haben dafür kaum klassische VdP-Weine im Angebot“, sagt Böhm. „Klar sind das tolle Gewächse, aber mich interessiert das Neue mehr als die reine Qualität.“ Im Sortiment findet man vor allem charakterstarke Winzer, die ebensolche Weine machen, zu ihnen kann er viel Spannendes berichten. Um die Bandbreite seines Angebots zu zeigen, empfiehlt Böhm zuerst einen Brauneberger Riesling, Jahrgang 2014 vom Weingut Günther Steinmetz: „Das ist ein Mosel, wie er sein muss.“ Stefan Steinmetz führt das väterliche Weingut, er setzt dabei auf naturbelassenen Anbau, alle Trauben werden handverlesen, gepresst und im alten Keller spontanvergärt, also ohne Zusatz weiterer Hefe. Der Brauneberger duftet leicht nach Petrol, Apfel-Birne und Kalk, im Mund überrascht dann salzig-frische Säure wie eine Meeresbrise. Nach einiger Zeit erst entwickelt der Riesling jenes fruchtig Moselige, das diese Weingegend berühmt gemacht hat. Als Gegensatz dazu schenkt Böhm einen Albariño trocken von Volker Schmitt aus Herrnsheim ein. In Portugal ist der Alvarinho eine der beliebtesten Reben für den Vinho Verde, übersetzt „Der Weiße vom Rhein“. Die Rebe soll einst aus Deutschland über den Jakobsweg auf die Iberische Halbinsel gelangt sein und wurde vom Winzer Schmitt im Versuchsanbau wieder im Rheingau angepflanzt. Im Glas duftet der Albariño schwach nach unreifen Quitten, feuchter Erde, einem Hauch Aceton, der bald verfliegt. Im Mund aber breitet er sich fruchtig satt aus, „Dosenfrüchte“, sagt Böhm und lächelt. Dazu entwickelt der Wein eine angenehme runde Säure und verbindet so portugiesische Frische mit rheinhessischer Bodenständigkeit.

nor am kap: Karl-August-Platz, Pestalozzistr. 85, 10625 Berlin, nor am mar: Marheineckeplatz, Schleichermacherstr. 25, 10961 Berlin, Mo.–Do. 12–22 Uhr, Fr.–Sa. 10–24 Uhr, www.not-only-riesling.de

Angebot für taz-Leser: Beim Kauf von 11 Flaschen 2014er „Brauneberger Riesling trocken“ vom Weingut Günther Steinmetz (0,75 l für 9,90 Euro) oder dem 2014er Albariño trocken“ vom Weingut Volker Schmitt (0,75 l für 11,90 Euro) erhalten Sie die 12. Flasche gratis dazu.

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