piwik no script img

North-Face-Gründer tödlich verunglücktDer Umwelt-Latifundist

Douglas Tompkins starb bei einem Kayak-Unfall. Seit den 80er-Jahren hatte er 900.000 Hektar Land in Chile und Argentinien für den Naturschutz gestiftet.

Douglas Tompkins im Grünen. Foto: reuters

Buenos Aires taz | Als der US-Amerikaner Douglas Tompkins im Jahr 2002 in der argentinischen Provinz Corrientes rund 110.000 Hektar Land kaufte, schlug ihm das geballte Misstrauen der Provinzbevölkerung entgegen. Das Land gehört zu den Esteros del Iberá, einer fauna- und florareichen Sumpflandschaft, die sich auf einem der süßwasserreichsten Gebiete der Welt erstreckt, dem Acuífero Guaraní. „Jetzt kaufen uns die Yankees schon das Wasser weg“, so der Tenor.

Tompkins lud die BewohnerInnen zu einem Treffen ein. Viele der knapp 900 Menschen aus der kleinen Siedlung im Herzen der Sümpfe kamen und hörten ihrem neuen Nachbarn zu. Tompkins erklärte, dass er mit und auf seinem Territorium vor allem eines machen werde: nichts. Alle überzeugte er nicht. Dass jemand ein riesiges Stück Land kauft, es der Natur überlässt, es nicht profitabel in Wert setzt, ist noch immer für viele nicht vorstellbar.

Am 20. März 1943 im US-Bundesstaat Ohio geboren, ging der junge Tompkins lieber Klettern und Wandern. Einen Schulabschluss konnte er nicht vorweisen. Sein Vermögen machte Tompkins vor allem mit der Outdoormarke North Face, die er Mitte der 1960er Jahre als kleinen Laden für Wander- und Skiausrüstungen in San Francisco mit gründete. Im Jahr 2000 verkaufte Tompkins seine Anteile an der inzwischen weltweit erfolgreichen Marke, wie schon zuvor die an Esprit, angeblich für über 150 Millionen Dollar.

Sein Park teilt Chile horizontal

In den 1980er Jahren hatte Tompkins mit dem Kauf von Land im chilenischen Teil Patagoniens und der Einrichtung privater Naturschutzparks begonnen. Sein wohl bekanntestes Schutzgebiet ist der 715.000 Hektar große Pumalín-Park. Paradoxerweise kam ihm dabei die neoliberale Gesetzeslage zugute. Wo sonst kann ein Ausländer ein Gebiet erwerben, das sich von einer Grenze zur anderen erstreckt und so das staatliche Hoheitsgebiet einmal quer mit einem Privatstreifen trennt?

Insgesamt gehören den von Tompkins gegründeten Stiftungen und Initiativen knapp 900.000 Hektar Land in Chile und Argentinien. In Chile unterstützte er außerdem die Initiative Patagonia sin Represas, die sich erfolgreich gegen den Bau von Staudämmen und Kraftwerken in der Provinz Aysén wehrte.

Am Dienstag ist Douglas Tompkins an den Folgen eines Kajakunfalls im Alter von 72 Jahren gestorben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Egal, was man von solchen rein privaten, auf persönlichem Mega-Reichtum basierenden Engagements halten mag, derzeit sind sie der einzig wirklich effektive Klimaschutz und ein Bollwerk gegen den entfesselten neoliberalen Kapitalismus bzw. dessen pseudokommunistische Variante.

     

    Auch bei uns ist effektive Naturschutzarbeit, womit auch Klima- Hochwasser- und Artenschutz gemeint ist, im Grunde nur noch möglich, wenn Naturschutzverbände oder entsprechende Stiftungen die Areale aufkaufen und damit dem Zugriff der Landwirtschaft und der Intensiv-Forstwirtschaft, die auch in Europa noch nicht einmal vor Nationalparks halt machen, entziehen.

     

    Hoffen wir, dass das Lebenswerk Tompkins’ bestehen bleibt und auch an anderen Enden der Welt Schule macht. Das wäre auch eine sinnvolle Investition für Zuckermanns Milliarden oder die Spendengelder deutscher Wohlstands-Bildungsbürger in den gentrifizierten In-Stadtteilen der In-Metropolen.

  • Obacht, es sind "nur" 290.000 Hektar