piwik no script img

Niedersachsens Polizei im ZeichentrickPolizei mit Kulleraugen

Niedersachsens Landeskriminalamt hat einen Trickfilm über sich selbst produziert. Der erinnert an „South Park“ – allerdings ohne prügelnde Polizisten.

Könnte im Cartoon-Städtchen „South Park“ sein: Niedersachsen im LKA-Video. Foto: Polizei Niedersachsen

HAMBURG taz | Die Polizei Niedersachsen stellt sich Geflüchteten neuerdings mit einem Trickfilm vor: Ziel des Videos im Netz sei es, den neu Angekommenen die Rolle und Aufgaben der Polizei zu erklären, sagt Rita Salgmann, Leiterin der Zentralstellen Gewalt, Eigentum, Prävention und Jugendsachen im Landeskriminalamt (LKA). In dem Video mit dem Titel „Police present themselves – Die Polizei stellt sich vor“ stellt das LKA auf über fünf Minuten Länge seine Aufgaben dar.

Das ganze ist in acht Kapitel wie Verkehr, Einsatz in Flüchtlingsunterkünften, Abwehr von Gefahren oder Großeinsätze unterteilt – und erinnert dabei stark an die US-amerikanische Zeichentrickserie „South Park“.

Gebäude und Figuren sind einfach gezeichnet. Zwar kommen die Polizisten in dem Video ganz ohne Sprache aus, die fröhliche Hintergrundmusik ist aber zumindest an den Sound der Zeichentrick-Serie angelehnt.

Die Vorlage ist nicht gerade Polizei-PR

Im sozialen Netzwerk Facebook, wo das Video seit Ende vergangener Woche kursiert, waren viele NutzerInnen überrascht – nicht nur, weil sie den LKA-BeamtInnen wohl nicht so viel Humor zugetraut hätten, ihre Produktion an die erfolgreiche Comedy-Serie anzulehnen. Irritierend ist die optische Ähnlichkeit vor allem deshalb, weil die Polizei in den echten South-Park-Folgen überhaupt nicht gut weg kommt. Die Zeichentrick-PolizistInnen treten meistens dumm, ziemlich faul, gewalttätig und rassistisch pöbelnd in Erscheinung.

Das LKA will daher auch lieber keine Parallele vom eigenen Imagefilm zu South Park ziehen: Man habe sich nicht auf die Comedy-Serie bezogen, sagte Salgmann. Der Film sei produziert worden, um ein positives Bild der Polizei zu vermitteln – „als Freund und Helfer, aber auch als ein deutlicher Hinweis auf die Stellung der Polizei in einem Rechtsstaat“, so die LKA-Beamtin.

Viele Flüchtlinge hätten falsche Vorstellungen von den Aufgaben der Polizei in Deutschland. Aus Testpräsentationen in Flüchtlingsunterkünften wisse man, dass die Vermittlung von Inhalten über die einfachen Zeichnungen gut funktioniere.

Gut erklärt oder für dumm verkauft?

Kai Weber vom niedersächsischen Flüchtlingsrat lobte zwar die Intention der Polizei, sich als Ansprechpartnerin für Geflüchtete zu präsentieren. Er sprach aber von einer Gratwanderung zwischen einfachen Erklärungen und solchen, die „Leute für dumm verkaufen“.

Wenn man Botschaften an Flüchtlinge auf einem Niveau formuliere, das dem von Kleinkindern entspreche, könne man sich schon fragen, für wie blöd die Polizei Geflüchtete halte. Das Video sei da „hart an der Grenze“. Er lobte aber, dass einer der Zeichentrick-Polizisten schwarz sei.

Polizei-Hunde und -Pferde kommen in dem Video nicht vor. Auch keine Knüppel, Wasserwerfer oder Tränengas, bei einer Demo stehen die PolizistInnen nur neben den Demonstranten. Die Reaktionen der NutzerInnen bei Facebook fallen daher verschieden aus: Sie reichen von „toll gemacht“ über „wir beten jeden Tag für die Polizei“ bis „Wer denkt sich denn auf welchen Drogen solchen Schwachsinn aus“. Das LKA stören die Reaktionen nicht: „Letztlich dient der Film dazu, ins Gespräch zu kommen“, sagt Salgmann. „Das scheint gelungen zu sein.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Äh – würde mir mal bitte wer erklären, wie man die geklonten uniformierten Duplo-Männchen auf dem Foto mit den bunten Protagonisten von South Park verwechseln kann? Ach ja, ganz unten im Artikel kommt's: Einer der Zeichentrick-Polizisten ist schwarz.

     

    Schon möglich, dass es das Ziel des Videos ist, "den neu Angekommenen die Rolle und Aufgaben der Polizei zu erklären". Ganz nebenbei erklärt man mit den blauweißen Figuren aber womöglich auch, wie die deutsche Polizei sich selber sieht: Nicht dumm, faul, gewalttätig und rassistisch (nein, auch nicht auszugsweise!), sondern als ziemlich homogene, blütenreine Einheitstruppe, deren Mitglieder sich allenfalls in der Größe unterscheiden - und darin, ob sie mit Hut in einem Auto sitzen oder mit Helm auf einer Straße stehen. Ach ja, da ist noch ein Unterschied: Zwei von sechs Männlein lächeln.

     

    Viele Flüchtlinge haben angeblich falsche Vorstellungen von den Aufgaben der Polizei in Deutschland. Es würde mich nicht wundern, wenn sie nunmehr auch noch eine falsche Vorstellung davon bekämen, woran man Polizisten überhaupt erkennt. Na, Hauptsache, man kommt ins Gespräch. Und klar: Die Hintergrundmusik muss richtig fröhlich rüberkommen.