Niederlande entschuldigen sich für Sklaverei: Alles andere als würdig

Es ist gut, dass sich die niederländische Regierung für die Rolle des Landes in der Sklaverei entschuldigt. Doch die Art wirft Fragen auf.

Sklaverei-Denkmal in Amsterdam, davor eine Frau mit Blumen.

Schweres Erbe: Eine Entschuldigung für die eigene Rolle bei der Sklaverei ist längst überfällig Foto: Peter Dejong/AP/dpa

Es ist nicht so, dass die niederländische Regierung den Schritt nicht sorgfältig geplant hat. Dass Premier Mark Rutte in Den Haag sowie nicht weniger als sieben Kabinettsmitglieder in aktuellen und ehemaligen karibischen Teilen des Königreichs an den für Montag geplanten Entschuldigungen für die Sklaverei beteiligt sind, zeugt von Vorbereitung, die der historischen Bedeutung entspricht. Einerseits.

Dagegen steht, dass zivilgesellschaftliche Organisationen, welche die Nachkommen der zu Sklaven gemachten Menschen vertreten, kaum Teil dieser Vorbereitungen waren. Chan Santokhi, Präsident der früheren Kolonie Surinam, bemängelte, spät über den bevorstehenden Schritt informiert worden zu sein. Auf der Karbikinsel Sint Maarten will man die Entschuldigung aus denselben Gründen nicht annehmen.

Gut ist zunächst, dass die Regierung den Schritt macht. Gerade Premier Rutte fiel in dieser Hinsicht schon vorher auf: 2021 war er der erste Regierungschef, der sich für die Rolle der niederländischen Autoritäten während des Holocaust entschuldigte.

Leider kennzeichnet Rutte noch eine andere Eigenschaft: eine überaus sture und selbstgefällige Art, den eigenen Kurs nicht mehr infrage zu stellen: Trotz heftiger, wochenlanger Kontroversen will er sich nicht einmal äußern zu dem, was am Montag genau geschehen wird.

Nochmals: Eine Entschuldigung für die eigene Rolle in der Sklaverei ist aller Anerkennung wert und stünde auch anderen Ländern gut zu Gesicht – genau deshalb richten sich nun viele Blicke auf die Niederlande. Doch die Art, wie Den Haag hier vorgeht, wirft die Frage auf, für wen dieser Schritt eigentlich gemacht wird: Geht es um die Adres­sa­t*in­nen oder um diejenigen, die sie aussprechen?

Dass Rutte Tempo macht, weil nach den Provinzwahlen im Frühjahr eine rechte Senatsmehrheit erinnerungspolitische Pläne der Regierung durchkreuzen könnte, ist eher der tristen Realität geschuldet. Für die geplante Entschuldigung ist dies ein alles andere als würdiger Rahmen. Gut gemeint ist damit das Gegenteil

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