Niederlage für Birmas Buddhisten: Radikale Mönche erleiden Schlappe
Eine buddhistische Mönchsgruppe, die gegen Muslime hetzt, wird erstmals vom Klerus zurückgewiesen. Auch ein Minister gibt ihr Kontra.
Es war keine gute Woche für die ultranationalistischen Mönche der Organisation Ma Ba Tha, wie die Patriotische Vereinigung in Myanmar, auch Vereinigung zum Schutz von Rasse und Religion genannt, abgekürzt wird. Seit zwei Jahren mischen die Hardliner-Buddhisten Birma mit ihrer Hetze gegen Muslime auf.
Doch jetzt hat sich der buddhistische Klerus endlich von der Gruppe distanziert. „Ma Ba Tha ist keine buddhistische Organisation, die im Einklang mit unseren Regeln gegründet wurde“, hieß es in einem Dokument des obersten buddhistischen Klerus bei Facebook. Auch Vertreter der neuen Regierung schweigen nicht mehr.
Ma Ba Tha machte letztes Jahr Schlagzeilen, als die Gruppe die sogenannten „Rasse- und Religionsgesetze“ durchsetzte, die Menschenrechtler als Angriff auf Muslime werten. Vertreter Birmas verteidigten das Gesetzespaket kürzlich noch vor der UNO in Genf. Gesetze könnten nicht jedem gefallen, erklärten Regierungsvertreter.
Seit Kurzem ruft die Regierung dazu auf, die Minderheit der Rohingya neutral „Muslime im Teilstaat Rakhine“ zu nennen. Ma Ba Tha und die meisten Birmesen nennen die Rohingya nur „Bengali“. Das impliziert: Es seien schließlich illegale Einwanderer aus Bangladesch.
Forderung nach Entschuldigung zurückgezogen
Waren die Rohingya auch die Ursache des Mönchs-Protestes, so lösten diesen letztlich der Minister für Rangun aus. Bei einem Besuch in Singapur bezeichnete er Ma Ba Tha letzte Woche als „nutzlos“ und wiederholte dies auch noch vor Mönchen, die ihn zu Hause am Flughafen protestierend empfingen. Ma Ba Tha forderte von der regierenden Nationalen Liga für Demokratie (NLD) darauf ultimativ eine Entschuldigung.
Während Birmesen auf Facebook ihre Profilbilder aus Solidarität mit Minister Phyo Min Thein änderten, rief Ma Ba Tha seine Anhänger kurz vor Ende des Ultimatums überraschend zurück. Es habe Gespräche gegeben, der Minister repräsentiere nicht die Meinung der Regierung und daher nehme man seine Worte nicht mehr so ernst.
Von der internationalen Gemeinschaft und von Menschenrechtsgruppen wird Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi immer stärker gescholten, sich bislang nicht für die Rohingya eingesetzt zu haben, von denen Hunderttausende eingesperrt in Camps ein trostloses Dasein in Birma fristen müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen