Nicht immer gleich Friedrich Merz sagen: Arbeit als Belohnung
Zum Unterschied von „Leere“ und „Lehre“ – und wie überhaupt alles zusammenhängt, von der unwoken Jugend bis zum untoten Mats Hummels.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Die Leere im Wort „Staatsräson“.
Und was wird besser in dieser?
Die Lehre im Wort „Freundschaft“.
Die Bundesländer haben darüber beraten, ob Asylsuchende dazu verpflichtet werden sollen, in Kommunen gemeinnützige Aufgaben zu übernehmen. Seit wann ist es okay, offen darüber zu diskutieren, Zwangsarbeit einzuführen?
Zuwanderer kommen nur wegen des Sozialsystems oder nur wegen der Jobs. Das schließt einander aus, also wegen der geilen deutschen Logik kommen sie ganz bestimmt nicht. Jedenfalls sind die Asylgesetze bisher geprägt von Jobhindernissen. Drei Monate keine Arbeit, je nach Wohnung, Kindern, Verfahrensstatus auch 9 Monate gammeln oder gleich für immer.
Wenn der Staat sich zum Ziel gesetzt hätte, Arbeitswillige in die Sozialsysteme zu schubsen, dann wäre der Status quo eine überzeugende Lösung. Nur wer sehr viel Glück hat, bekommt am Ende Arbeit – als Belohnung. Die „Arbeitspflicht“ hingegen, die der Landkreistag verzwangsen will, benutzt Arbeit als Strafe. Beide Positionen – Verhinderer wie Zwinger – wollen Sachfremdes: Abschreckung. Behutsam sollte man trotzdem sein bei Vergleichen mit dem epochalen Verbrechen der Zwangsarbeit im NS. Im Post-Aiwanger-Zeitalter nehmen die das als Kompliment.
Viele junge Bayern und Hessen haben bei den Landtagswahlen die AfD gewählt. Sind die kids jetzt nicht mehr alright?
Früher mag es linke Popkultur gegeben haben – und spießig brave Bürgerkinder. Damit habe ich noch nicht Friedrich Merz gesagt. Jedenfalls heute ist von ehedem „links“ meist „woke“ übrig, eine städtische, akademische und damit, Obacht: elitäre Jugendkultur. Hingegen das Land, die minderen Bildungsgrade, denen die rechtsidentitäre Verheißung verspricht: Wenn Du nix bist – deutsch biste doch. Hinzu kommt der klassische Jugendreflex, immer das zu tun, was verboten ist. Das Angebot von links an sie könnte breiter werden und aus mehr bestehen als einer bunten Auswahl von Diskriminierten, bei denen man sich noch entschuldigen sollte.
In den USA haben die Republikaner es nicht geschafft, sich auf einen Kandidaten für den Sprecher-Posten im Repräsentantenhaus zu einigen. Was kann man da noch sagen?
Verglichen zu Trumps Abgang: Super-Slomo-Putsch.
Scholz hat sich für ein Verbot der Hamas und des palästinensischen Netzwerks Samidoun ausgesprochen. Wird das Konsequenzen haben?
Das führte erstmal zu viel Besuch des Wikipedia-Eintrags: „Hä? Hamas in Deutschland?“ Offiziell gibt es die nicht, 2001 wurde ein „Islamischer Bund Palästina“ verboten, 2005 als neuerliche Tarnung eine „Yatim Kinderhilfe“ in Essen. Die EU-Außenminister hatten Hamas schon 2001 auf die vereinseigene „Terrorliste“ gesetzt. So überraschte Scholz’ Ankündigung: Es gibt hier eine Hamas, die es nicht gibt, oder ein Verbot, das nicht greift.
Mehr als 50 Linke-Mitglieder haben den Parteiausschluss von Sahra Wagenknecht beantragt. Könnte der Ausschluss ein Neustart für die Linken sein?
Empfehle ein TV-Format „Wer wird mehr Märtyrer?“. Bei der pastösen Rauswurf-Rangelei scheint es längst nur noch drum zu gehen, wer vorher dafür sorgt, dass hinterher eine herzerwärmende Erzählung drüberpasst. Zugleich gründet sich ein „Bündnis Sahra Wagenknecht“, das offenbar programmatisch keine Flausen im Kopf hat und einfach richtig findet, was die Ikone gerade mal so denkt. Drolliger Doppler, dass die Sahraisten damit in Name und Kult wiederholen, wie Rechtsseppel Jörg Haider 2005 seine FPÖ zerlegte mit einem „Bündnis Zukunft Österreich“. Zufälle gibt’s.
Und was machen die Borussen?
Keine Ahnung, welchen Beitrag unser Seniorenvertreter Mats Hummels zum ersten Nagelsmann-Sieg gegen das US-Team geleistet hat. Dortmunder in der Startelf, logisch.
Fragen: Anna Hollandt, Vivien Mirzai und Elisa Pfleger
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart