„News of the World“-Abhörskandal: Die Nachbarin war Schuld
Zwei enge Vertraute von Premierminister David Cameron sollen von den Zahlungen einiger Reporter gewusst haben. Ihnen wird nun Korruption vorgeworfen.
LONDON dapd | Im britischen Abhörskandal sind zwei frühere Vertraute des britischen Premierministers David Cameron nun auch wegen Korruption angeklagt worden. Andy Coulson, der bis zum vergangenen Jahr Camerons Pressesprecher war, und Rebekah Brooks wird vorgeworfen, von Zahlungen ihrer Reporter an Beamte gewusst zu haben, wie die britische Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte.
Brooks steht als ehemalige Chefredakteurin des Boulevardblatts „News of the World“, das von 2000 bis 2006 systematisch Politiker und Prominente ausspioniert haben soll, im Zentrum des Skandals und ist als Nachbarin und enge Freundin mit Cameron verbunden. Brooks und Coulson waren im Juli bereits wegen des illegalen Abhörens von rund 600 Menschen angeklagt worden.
Jetzt kamen weitere Anklagepunkte hinzu. Brooks soll laut Staatsanwaltschaft über den Journalisten John Kay einer Beamtin bis zu 100.000 Pfund (124.307 Euro) angeboten haben, um an exklusive Geschichten aus dem Verteidigungsministerium zu gelangen. Coulson soll Versuche mitgetragen haben, mit Geld an ein Telefonverzeichnis der königlichen Familie zu gelangen.
Beide beteuerten in der Vergangenheit, nichts Ungesetzliches zu haben. Cameron stand auch dann noch zu Coulson, als Medienberichte bereits nahelegten, dass sein Mitarbeiter in den Skandal verwickelt war. Er muss nun weiteren Schaden für seinen Ruf fürchten.
In Kürze wird auch die Beurteilung einer Medienethik-Kommission erwartet, die sich mit dem Abhörskandal beschäftigt hatte. Deren Empfehlungen könnten zu massiven Änderungen in der Arbeitsweise britischer Medien führen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!