New Yorker Autobombe: Fahndung nach einem Weißen

Die Taliban stecken offenbar doch nicht hinter dem Anschlag in New York. Die Bekenntnisse gelten als nicht authentisch. Die Fahndung konzentriert sich nun auf einen etwa 40jährigen Weißen.

Roboter zuerst: Bombenentschärfung am Times Square am Samstagabend. Bild: ap

NEW YORK dpa | Nach dem fehlgeschlagenen Bombenattentat am Times Square konzentriert sich die Fahndung auf einen etwa 40 Jahre alten weißen Mann. Wie New Yorks Polizeichef Ray Kelly am Sonntagabend mitteilte, gebe es Aufnahmen von Überwachungskameras, auf denen der Gesuchte ein auffälliges Verhalten zeige.

Der Mann habe kurz nach dem gescheiterten Autobombenanschlag am Samstagabend in einer Gasse hinter dem Times Square sein Hemd gewechselt und sich immer wieder nach allen Seiten umgeschaut. Unterdessen ergaben Untersuchungen, dass es sich bei dem im Tatfahrzeug gefundenen Pulver um nicht-explosiven Dünger handelte. Dennoch hätte die Bombe einen "beträchtlichen Feuerball" erzeugen und Menschenleben bedrohen können, sagte Kelly.

Nicht bewahrheitet haben sich nach Angaben des Polizeichefs erste Hinweise, dass eine internationale Terrororganisation hinter der Autobombe stecken könnten. Eine pakistanische Talibangruppe hatte sich in einem Internet-Video zu dem Anschlag bekannt und ihn als Vergeltung für den Tod zweier Islamistenführer Mitte April bezeichnet.

Das auf die Beobachtung terroristischer Aktivitäten spezialisierte IntelCenter meldete jedoch Bedenken an: Es sei sehr unwahrscheinlich, dass der Anschlag wirklich innerhalb so kurzer Zeit nach dem Tod der Islamistenführer geplant und umgesetzt wurde, hieß es. Auch Korrespondenten in Pakistan äußerten Zweifel an der Täterschaft der Taliban.

Zu den Videoaufnahmen von dem Verdächtigen sagte Polizeichef Kelly: "Er geht die Gasse herunter, guckt sich um, zieht sein dunkles Hemd aus, steckt es in eine Tasche und schaut sich wieder um". Von dem Mann existiere möglicherweise auch eine Nahaufnahme, die ein Tourist auf dem Times Square aufgenommen habe, erklärte Kelly weiter. Seine Beamten seien auf dem Weg in einen kleinen Ort in Pennsylvania, um weitere Informationen über den Verdächtigen einzuholen.

Der Täter hatte am Samstagabend gegen 18.30 Uhr Ortszeit einen Geländewagen mit laufendem Motor am Times Square abgestellt und das Weite gesucht. Die Bombe in dem Fahrzeug hatte er offensichtlich entzündet, aber nicht zur Explosion gebracht. "Wir haben großes Glück, dass sie nicht in die Luft gegangen ist", sagte Kelly.

Zehntausende Menschen hatten den berühmten Times Square am Samstagabend auf dem Weg ins Theater, zu einer Party oder auch nur zum Bummeln zwischen den Leuchtreklamen bevölkert, als ein aufmerksamer Straßenverkäufer Qualm aus dem parkenden Auto dringen sah. Er alarmierte die Polizei. Bald darauf konnte ein Bombenteam den Sprengsatz entschärfen.

Er bestand laut Kelly aus Materialien, "die überall zu bekommen sind". Ein Behälter mit Feuerwerkskörpern sei an zwei Wecker angeschlossen gewesen. Eine der Uhren war auf Mitternacht gestellt. Der Behälter habe zwischen zwei Benzinkanistern mit zusammen etwa 19 Litern Treibstoff gestanden.

Von ihnen führten Drähte zu drei Propangasflaschen und einem Waffenkasten. In dem Kasten waren mehrere Säcke mit dem Düngemittel, das aber nicht hätte explodieren können, wie CNN in der Nacht zum Montag unter Berufung auf die Polizei berichtete.

US-Präsident Barack Obama lobte die "schnelle und entschlossene" Reaktion in New York auf den Anschlagsversuch. Die US-Regierung werde alle nötigen Schritte unternehmen, um die Bevölkerung zu beschützen, das Verbrechen aufzuklären und dafür zu sorgen, "dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird", sagte Obama während eines Besuchs in der Ölpest-Region am Golf von Mexiko.

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