Neueste Debatte der US-Republikaner: Trump ungewöhnlich zahm
Auffallend dezent geben sich die republikanischen Bewerber ums Weiße Haus in ihrer Debatte vor den nächsten Vorwahlen. Trump kann es gar nicht glauben.
Schon am kommenden Dienstag könnten im Kampf um die Nominierung um die Präsidentschaftskandidatur entscheidende Weichen gestellt werden. Denn dann stehen in Vorwahlen in Florida, Illinois, Missouri, North Carolina, Ohio und dem US-Außengebiet Nördliche Marianen an. Eine besondere Bedeutung kommt Florida zu: Im Südstaat sind allein 99 Delegierte zu holen, die obendrein nach dem Prinzip „Winner takes it all“ gänzlich dem Sieger zufallen.
Vor diesem Hintergrund galt es für die Bewerber bei der Debatte in der University of Miami, vor einem Millionenpublikum vor den wohl schicksalsträchtigen Abstimmungen zu punkten.
Der in den eigenen Reihen umstrittene Spitzenreiter Trump schien bemüht, sich staatsmännisch und versöhnlich zu geben. „Wir sitzen alle im gleichen Boot“, sagte er zum Auftakt. Im Laufe der Diskussion steigerten seine Rivalen jedoch allmählich die Dosis ihrer Attacken auf den Milliardär.
Cruz etwa hielt Trump vor, auf simple Lösungen in der Handelspolitik und im Umgang mit islamistischen Terroristen zu setzen. „Die Antwort kann nicht einfach darin liegen zu brüllen: ‚China: schlecht, Muslim: schlecht‘“, sagte der Senator von Texas.
Korrekt sein oder nicht korrekt sein?
Bei einem längeren Schlagabtausch ging es um die Bedrohung durch den radikalen Islamismus. Trump weigerte sich auf Nachfrage, von seiner jüngsten Aussage abzurücken, wonach der „Islam den Westen hasst.“ Er werde sich nicht beugen und „politisch korrekt“ sein, erklärte er.
Rubio reagierte mit scharfer Kritik. Es gehe ihm nicht darum, politisch korrekt zu sein. „Ich bin daran interessiert, korrekt zu sein“, erklärte der Senator von Florida. Er verwies auf Muslime, die im US-Militär dienten. Der einzige Weg, gewaltbereiten Extremisten Herr zu werden, sei die Zusammenarbeit mit Muslimen, die nicht radikal seien, sagte Rubio.
Auch Mitbewerber John Kasich warb für eine differenzierte Sichtweise. Die Mehrheit der Muslime sei anders als jene, die sich radikalen Terrorgruppen anschlössen, sagte der Gouverneur von Ohio. Zudem brach Kasich eine Lanze für Migration. Ohne Einwanderung würde „ich als Präsident von Kroatien antreten“, erklärte er. Zugleich machte er sich für strenge Grenzkontrollen und eine Mauer entlang der Grenze zu Mexiko stark.
Vor der Debatte hatte sich Präsident Barack Obama in den Wahlkampf eingeschaltet. Den Republikanern hielt er vor, für die explosive politische Rhetorik im Land verantwortlich zu sein. Deren Führung habe mit ihrer Förderung kompromissloser Politik eine Atmosphäre geschaffen habe, in der „jemand wie Donald Trump gedeihen kann“, kritisierte Obama.
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