Neues zur Telekom: Alles schrecklich digital
■ Telefonnetz ist digitalisiert
„Auf die Plätze fertig los“. Telekom-Leiter Otmar Ritter spornt seine Mitarbeiter Möller und Krüger an. Die zwei Wettstreiter sitzen neben ihm auf einer kleinen Empore und hauen in die Telefon-Tasten. Doch armer Möller: Nach drei Sekunden knackt es bei ihm immer noch in der Leitung, während Krüger bereits telefoniert. Schließlich hat der mit einem digitalfähigen Tonapparat gewählt. „Es ist geschafft“, freut sich Telekom-Leiter Ritter: Heute geht das komplett digitalisierte Bremer Ortsnetz an den Start.
In vier Jahren hat die Bremer Telekom sämtliche alte Edelmetall-Drehwähler durch feinste Computer-Platinen ersetzt und dafür fast 50 Millionen Mark ausgegeben – damit 325.000 BremerInnen künftig ins Digitalnetz einsteigen können – wenn sie denn wollen.
Denn wer künftig digital telefonieren will, muß sich bei der Telekom anmelden. Vorraussetzung dafür ist ein Telefon mit sogenannter „R-Taste“ und Tonwahl (beim Drücken der Taste hört mensch ein Piepsen, das jetzt digital tönt und nicht mehr mechanisch per Metallwähler klackert). „Das Wählen geht schneller, weil die Ziffern nicht mehr in Impulse umgewandelt werden. Bei der Ziffer 0 waren das bisher ganze zehn Impulse“, erklärt Telekom Leiter Ritter. Dreh- und Angelpunkt des digitalen Telefonierens ist jedoch die „R-Taste“. Mit ihr kann mensch jetzt wahre Telefon-Kunststücke vollbringen.
„Anklopfen“, „Rückfragen/Makeln“ und „Dreierkonferenz“ – diese neuen Telefonwunder präsentierte Telekom-Leiter Ritter gestern und holte dafür Kollege Müller und Kröger als Versuchskaninchen auf die Empore. „Herr Krüger, bei mir klopft es gerade“, so Möller. Der hatte ihn gerade angerufen – obwohl die beiden eigentlich nebeneinander saßen. Wer telefoniert, merkt künftig am Klopfen in der Muschel, daß ein weiterer Anrufer wartet. Mit ihm kann man per „R-Taste“ auch sprechen und das andere Gespräch kurz unterbrechen (“Rückfragen/Makeln). Wenn alle drei telefonieren wollen, ist jetzt auch besagte „Dreierkonferenz“ drin. Sämtliche Späßchen sind umsonst zu haben – bis auf einen kleinen Konferenzzuschlag (für 2 Minuten etwa 36 Pfennig).
Außerdem können Anrufe jetzt im Urlaub bis nach Australien weitergeschaltet (pro Monat fünf Mark), das Telefon per Code gesperrt (pro Monat sieben Mark) oder Einzelabrechnungen mit Telefonnummern bestellt werden. Für alle drei Extras berappt mensch einmalig 19 Mark. Oder steigt zusätzlich für 46 Mark im Monat in das ISDN ein: Dafür bekommt mensch zwei Leitungen und drei Rufnummern – damit ist gleichzeitig telefonieren, faxen oder Internetsurfen möglich.
Telekom-Leiter Ritter sowie Kollege Krüger und Möller sind schon voll in ihrem digitalen Element. Beim Kunststück: „Rückfragen/Makeln“ verwechseln sie Telefonnummern – plötzlich klingelt ein fernes Telefon in der Ecke, bei Krüger tönt es aus der Muschel: „Kein Anschluß unter dieser Nummer“. „Das ist ja bloß der Vorführeffekt“, sagt Leiter Ritter, „wir wollten doch zeigen, wie intelligent dieses Netz eigentlich ist.“ kat
Wer digital werden will, ruft ab Montag
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