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Neues soziales Netzwerk ClubhouseDu kommst hier nicht rein

Die Audioplattform Clubhouse erlebt einen Hype in Deutschland. Doch der elitäre Zugang ist nicht das einzige Problem der App.

So siehts aus – im Club Foto: Christoph Dernbach/dpa/picture alliance

Im Jahr 2005 prognostizierte der Zukunftsforscher Matthias Horx: „Von Facebook wird in fünf Jahren niemand mehr reden!“ Heute hat das Netzwerk 2,6 Milliarden monatlich aktive Nut­zer:innen. Man kann also guten Gewissens sagen, dass Horx mit seiner Vorhersage daneben lag. Würde man in seine Prognose allerdings den Namen einer anderen Plattform einsetzen, hätte er vermutlich recht behalten. Denn es sprießen zwar regelmäßig neue soziale Medien aus dem Boden, doch den wenigsten gelingt es, sich zu etablieren. 2018 sollte Vero – True Social das neue große Ding sein, heute spricht kei­ne:r mehr davon.

Jetzt gibt es wieder ein neues soziales Medium, das einen Hype erlebt. Bei Clubhouse gibt es nichts zu lesen, sehen oder liken. Es ist eine reine Audioplattform. In deren verschiedenen Räumen finden Podiumsdiskussionen oder unterhaltsame Gesprächsrunden statt, in wieder anderen wird Musik aufgelegt. Als Nut­ze­r:in kann man Räume erstellen oder bestehenden beitreten, stille Zu­hö­re­r:in sein oder selbst das Wort ergreifen. Eine Hybridform aus Live-Podcast und Telefonkonferenz.

Die App wurde im März 2020 von Paul Davison und Rohan Seth mit ihrer Firma Alpha Exploration Co. aus dem Silicon Valley gegründet. Am vergangenen Wochenende ist sie auch in Deutschland so richtig angekommen. Ihr Erfolg ist nicht nur auf Langeweile in der Pandemie zurückzuführen, sondern vor allem auf die Marketingstrategie.

Bisher können nur iPhone-User:innen die App installieren, ein Großteil der Smartphone-User:innen ist also ausgeschlossen. Zudem braucht es eine Einladung. Jede Nut­ze­r:in des Cloubhouse hat die Berechtigung, zwei weitere Menschen einzuladen. Dass auch viele Prominente unter den Use­r:in­nen sind, verstärkt die Anziehungskraft.

Auf einen Schwatz mit Promis

In den USA waren Paris Hilton und Oprah Winfrey früh dabei, in Deutschland konnte man sich am Sonntag mit Po­li­ti­ke­r:in­nen wie Christian Lindner oder Dorothee Bär, der Influencerin Caro Daur oder dem Spiegel-Kolumnisten Sascha Lobo unterhalten. Die Idee ist nicht neu, aber funktioniert: Der künstlich verknappte Zugang zur App macht sie zum Gesprächsthema. Für alle, die drin waren, rein wollten oder auf keinen Fall Teil sein möchten. Der Wunsch, zum „Club“ zu gehören, geht bisweilen so weit, dass Nut­ze­r:in­nen ihre Einladungen für 50 Euro bei eBay Kleinanzeigen anbieten.

Doch bevor die Plattform sich durchgesetzt hat, werden schon einige Probleme sichtbar, angefangen beim Datenschutz. Wer nicht schon beim Einrichten der App den Zugriff auf sein Adressbuch erlaubt, muss dies spätestens dann tun, wenn er Andere einladen möchte. Damit bekommt der Konzern auch Zugriff auf Daten von Personen, die die App selbst nicht nutzen – ein Konzept, das vermutlich gegen die Datenschutzgrundverordnung verstößt.

Zudem werden alle Gespräche aufgenommen. Laut den Nutzungsbedingungen geschieht das „vorübergehend und verschlüsselt“, kommt es jedoch während des Gesprächs zu einer Warnung aufgrund eines möglichen Regelbruchs, wird die Aufnahme so lange gespeichert, bis das Bewertungsverfahren der Warnung abgeschlossen ist.

Doch nicht nur die mangelnde Inklusion und der fehlende Datenschutz sind problematisch, auch der Umgang mit Hate Speech, Desinformation und Verschwörungstheorien ist es. Da die Gespräche alle live stattfinden, gibt es kaum Möglichkeiten, strafrechtlich relevante Äußerungen zu dokumentieren. Während Hate Speech eines der größten Probleme bei den erfolgreichen Plattformen ist, hätte man sich von einer neuen Plattform bessere Handhabung gewünscht als lediglich die Möglichkeit für Nutzer:innen, Verstöße zu melden oder andere Nut­ze­r:in­nen zu blockieren.

Auch rechtsextreme Blogger auf Clubhouse

So berichteten verschiedene US-amerikanische Medien schon von Holocaustleugnung und rassistischen und sexistischen Äußerungen, die auf der Plattform getätigt worden sind. Die Journalistin Taylor Lorenz dokumentierte beispielsweise bei Twitter, dass auch der rechtsextreme Blogger Curtis Yarvin zu den regelmäßigen Nutzern der App zählt und trotz wiederholter rassistischer Aussagen nicht entfernt wurde. Fraglich ist deshalb auch, ob die App in Deutschland die geltenden Gesetze zur Regulierung von Hate Speech einhalten kann.

In vielerlei Hinsicht wird Clubhouse wohl also keine bessere Alternative zu Facebook & Co sein. Der Hype ist trotz allem real: Die App befindet sich zwar noch in der Betaphase, wird jedoch bereits jetzt mit 100 Millionen Dollar bewertet. Ob sich die App, nachdem sie für alle geöffnet wird, im Mainstream durchsetzt und wir in fünf Jahren noch darüber sprechen, wird sich zeigen. In der Vergangenheit waren vor allem Plattformen wie Tiktok erfolgreich, die zu Beginn vorrangig von Teenagern genutzt wurden. Bei Clubhouse kommen sie (bislang) noch nicht rein. Der Club ist erst ab 18.

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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Jetzt fällt sogar die taz auf den fiesen, hinterhältigen Werbetrick von clubhouse rein. Da lachen sich die Werbeprofis ins Fäustchen,klatschen sich auf die Schenkel..reingefallen.Der übliche Verknappungstrick, der übliche elitäre IN Anstrich und Mainstream berichtet/regt sich auf. Bingo

  • 2G
    27871 (Profil gelöscht)

    H i l f e! ich habe ein iPhone, bitte n i c h t einladen!



    Das ist also die nächste Stufe der Onlinepöbellei. Nicht mehr in Wort und Schrift, sondern mit Sprachbeiträgen, sozusagen als Ergänzung zu Big Bro und Konsorten.



    Irgendwie doch schade, dass ich nicht dabei sein werde.

  • An sich eine nette die Idee diese App, "jeder" kann sich treffen zu Themen und rein über Audio diskutieren. In Zeiten einer Pandemie eigentlich ein gutes Mittel zum Austausch. Aber der unregulierte Zustand der App lädt doch direkt die rechten Telegram Gruppen dazu ein, sich hier breit zu machen, mal so richtig los zu hetzen und die Eidechsen vom Mond zu beschwören.

  • Schlaues Marketing. Etwas hip machen, dann warten, bis der Börsen(?)-Wert des Unternehmens steigt wie irre und dann den Laden für ein paar Milliarden verkaufen.



    Also wegen mir sollen sie das tun. Aber eine Spende von 7% des Gewinns für soziale Zwecke fände ich auch sehr nett...

    • 2G
      27871 (Profil gelöscht)
      @Bunte Kuh:

      Aber 8% wären netter!