Neues Sitzmuster in Bus und Bahn: Mensch, BVG!

Die BVG verabschiedet sich vom Wurm und wendet sich Menschen zu – jedenfalls als Sitzmuster. Das soll künftig Vielfalt transportieren.

BVG-Sitze im neuen Design

Immer noch ziemlich wimmelig

BERLIN taz | Ein Gewimmel aus Silhouetten menschlicher Gestalten schmückt die plüschigen Sitze eines gelben Doppeldeckers auf dem BVG-Betriebshof in der Müllerstraße. Dort stellten die Berliner Verkehrsbetriebe am Dienstag das farbenfrohe neue Muster vor, das künftig die Sitze der Berliner Busse, U- und Straßenbahnen schmücken soll, vor.

Ein buntes Durcheinander unterschiedlicher Menschen ist da abgebildet: Paare, Kinder, Menschen mit Behinderungen, Ältere, schwangere Frauen – auch Hunde sind dabei. Gemeinsam sollen sie bald in allen Fahrzeugen der BVG über die Sitze tanzen und das alte blau-weiß-rote Wimmelwurm- sowie das das grau-schwarze „Nachtlinien“ Muster ablösen.

Von der BVG zusammen mit der Agentur Jung von Matt/SAGA entwickelt, erinnert das neue Muster wie das alte an ein Wimmelbild. Auch das Werbevideo zu seiner Einführung weckt Erinnerungen: Da tanzt ein Fahrkartenkontrolleur in BVG-Uniform zu „Rythm is a dancer“ durch eine U-Bahn und verwandelt dabei die Fahrgäste in bunte, ebenfalls tanzende Silhouetten. Der Clip wirkt wie eine Hommage an den berühmten „Is mir egal“-Werbespot, in dem der verstorbene Musiker Kazim Akboğa 2015 in einer U-Bahn fürdie BVG und die Berliner lief und mit dem bekannten Ohrwurm „Is mir egal“ die Berliner Vielfalt feierte.

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Der heißgeliebte und von der BVG etwa mit limitierten Adidas-Sneakern intensiv vermarktete „Wimmelwurm“-Print darf aufgrund eines Rechtstreits mit dem Designer für Werbe­artikel und neue Sitze nicht mehr verwendet werden. Vielleicht gebe es ja in den nächsten Jahren, als Trost für die Berliner, Boxershorts und Krawatten mit dem neuen Muster darauf zu kaufen, sagt Christine Wolburg, Bereichsleiterin für Vertrieb und Marketing der BVG.

Marketing und Wirklichkeit

Ihren Worten zufolge ist das neue Muster ein Tribut an die Einzigartigkeit und Vielfalt der Fahrgäste und somit genau das, was die BVG transportieren wolle.

Wohl nicht ganz ohne Grund: Seit der Einführung des Berliner Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) im Juni 2020 gehört die BVG mit Polizei, Schulen und Bezirksämtern zu den Stellen, gegen die die meisten Beschwerden wegen Diskriminierung eingereicht wurden. Videos gewalttägiger, rassistischer BVG-Kontrollen füllen die sozialen Medien – gar nicht gut für das Image des Verkehrsbetriebs, der mit dem Slogan „Weil wir dich lieben“ wirbt.

Diese Liebe will die BVG nun mit dem neuen Sitzmuster ausdrücken. Es soll zeigen, dass sie an sich arbeitet, um offener und toleranter zu werden, und dass sich Fahrgäste respektiert und sicher fühlen sollen.

Um kostenneutral und umweltfreundlich zu sein, wird die BVG die Sitze von Bestandsfahrzeugen nur dann gegen solche mit neuem Muster austauschen, wenn es nötig ist. Ab Mitte 2023 werden Fahrzeuge mit dem neuem Muster geliefert werden.

Bis etwa 2030 soll es dann dauern, bis das neue „Muster der Vielfalt“ in allen Bussen und Bahnen zu finden ist.

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