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Neues Prostitutionsgesetz in FrankreichKunden müssen künftig büßen

Am Samstag hat das umstrittene Prostitutionsgesetz die parlamentarische Hürde genommen: Künftig müssen Freier mit einer Strafe von bis zu 3.570 Euro rechnen.

Sinnvolle Änderung? Die neue Gesetzgebung gegen käuflichen Sex in Frankreich bleibt ein Zankapfel. Bild: reuters

PARIS dpa/afp | Die französische Nationalversammlung hat am Freitagabend für die Bestrafung von Freiern gestimmt. Die Abgeordneten votierten per Handzeichen für die zentrale Bestimmung des umstrittenen neuen Gesetzes zur Prostitution, die für den Kauf sexueller Dienstleistungen Geldstrafen von 1500 Euro vorsieht. Im Wiederholungsfall sieht das Gesetz für Freier eine Strafe von 3750 Euro vor. Das gesamte Gesetz, das von Abgeordneten von Regierung und Opposition gemeinsam eingebracht worden war, wird am kommenden Mittwoch zur Abstimmung gestellt. Anschließend muss noch der Senat dem Text zustimmen.

Als Alternative oder Ergänzung zu einer Geldstrafe können auch Kurse zur "Sensibilisierung" der Männer angeordnet werden. Zugleich stimmten die Abgeordneten am Freitagabend dafür, den auf die Prostituierten zielenden Straftatbestand des "Kundenfangs" abzuschaffen.

Bisher drohen nämlich Frauen Strafen von bis zu zwei Monaten Haft oder 3750 Euro, wenn sie potenzielle Freier aktiv anwerben. Diese Bestimmung soll nun wegfallen.

Umstrittenes Gesetz

Wegen des Gesetzes hatte es in Frankreich heftige Debatten gegeben. Es fand Befürworter und Gegner quer durch die Parteienlandschaft. Auch Prominente engagierten sich auf beiden Seiten.

Die Organisationen der Prostituierten hatten in den vergangenen Tagen gegen das Gesetz protestiert. Denn sie befürchten, dass damit das Gewerbe in den Untergrund abgedrängt würde, was die Arbeit für die betroffenen Frauen gefährlicher machte.

Verlässliche Angaben über die Zahl der Prostituierten in Frankreich gibt es nicht. Nach einem Parlamentsbericht könnten es zwischen 20.000 und 40.000 sein. Viele Frauen stammen aus Osteuropa, Asien, Afrika und Lateinamerika.

Eine Bestrafung von Freiern gibt es auch in anderen Ländern wie in Schweden. In Deutschland gilt dagegen seit 2002 eines der liberalsten Prostitutionsgesetze weltweit, das es nach Ansicht von Kritikern unter anderem zu leicht macht, Bordelle zu eröffnen. Union und SPD wollen laut Koalitionsvertrag das Gesetz überarbeiten und die Prostitution wieder stärker reglementieren.

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12 Kommentare

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  • mir scheint, in fronkroisch fehlt noch la déclaration des droits de la putain et de l'èpouse.

    aber immerhin soll das gesetz aus revolutionstagen, welches frauen des tragen von hosen verbot, aufgehoben worden sein....

    ob wohl der senat so klug sein wird, diesem gesetz seine zustimmung zu verweigern?

  • A
    aiLou

    Liebe TAZ Redakteure/innen,

    den gleichen ext, den ihr hier verbreitet finde ich unter Faz-Netz mit dem Hinweis auf Quelle dpa.

     

    Seit Ihr nicht in der Lage hierzu was eigenes zu bringen?

    Vielleicht sollte ich direkt dpa abonnierne, das wäre doch einfacher?

  • LL
    Lehrer Lämpel

    Wenn einem nichts mehr zu Politik einfällt, dann gibt es ein solches Gesetz. Wir brauchen dazu noch die Prügelstrafe für Ordnungswidrigkeiten und den ABV. Wenn erst jeder Bürger wieder weiß, dass er verdächtig ist, dass er mit Sicherheit eine Strafe verdient hat - dann ist wahre Freiheit für den Markt, dann haben wir die marktkonforme Demokratie, dioe CDU/CSU/SPD ansteuern. Endlich ist es dann so herrlich wie in Singapur!

  • N
    Nemomen

    Dummes kontraproduktives Gesetz. Aber kein Wort das "nur" etwa 30 Abgeordnete (von 577) anwesend und dafür gestimmt haben. Schon eigenartig das ein Gesetz bei so einer geringen Teilnahme durchkommt. Naja, man muss verständniss aufbringen das die Abgeordneten ja nicht für die legislative Arbeiten (und wahrscheinlich so viel wichtigeres zu tun hatten)... Also wenn ich mal nicht arbeiten geh wird das nicht einfach so hingenommen.

  • G
    gregory

    "Als Alternative oder Ergänzung zu einer Geldstrafe können auch Kurse zur "Sensibilisierung" der Männer angeordnet werden." Ach so, weibliche Freier gibt es nicht? Klar Männer sind Täter und Frauen die Opfer...

  • B
    Balduin

    Auch hierzulande bilden sich nun Allianzen der Moralisten, Superchristen, selbsternannten Frauenrechtler und sonstiger konservativer Heuchler, um ein Sexkaufverbot zu fordern. Völlig absurd.

     

    1. Denn es bestehen bereits Gesetze gegen Menschenhandel, diese müßten nur konsequente Anwendung finden.

    2. Prostitution ist nicht gleich Menschenhandel. Auch wenn es oben genannte Gruppierungen ums Verrecken nicht wahrhaben wollen: Es gibt die Frauen, die sich frei und selbsbestimmt entschieden haben, Hure zu sein. Denen macht es sogar Spaß, man denke bloß!

    3. Freier und Huren sind keine Menschenhändler. Wenn man Menschenhandel stoppen will, muß man Menschenhändler bestrafen, anstatt Leute, die keine Menschenhändler sind, zu kriminalisieren und zu bevormunden.

    4. Wer mit dem Menschenhandel pauschal gegen käuflichen Sex Argumentiert, müßte auch pauschal alle Käufer von Alkohol oder Tabak bestrafen, nur weil ein Teil davon eine Suchtproblematik oder Krankheiten produziert.

     

    Fazit: Es geht hier mal wieder rein darum, Menschen sexuell zu bevormunden.

    • G
      gast
      @Balduin:

      Nein, hier geht es darum, verschleppte Frauen aus dem Ostblock zu schützen, hier geht auch darum, das Frauen hier die Schleuserkosten abarbeiten müssen.

      Beides hat nichts damit zu tun Spaß zu haben eine Hure zu sein.

       

      Dann möchte ich noch erwähnen, diesen Hr. Friedmann, der keinen Menschen ausreden ließ auch mit Prostituierten aus dem Ostblock zu tun hatte und ihm das das Amt kostete, lange Zeit keine Fernsehsendungen mehr bekam.

       

      Ich finde es richtig, wer nicht belegen kann, das er diese Art der Dienstleistung wirklich freiwillig macht muss diese Arbeit aufgeben. Oder Männer die mit diesen Damen Sex haben die unter Zwang Sex zu machen haben, sollen dafür auch die Strafe in Kauf nehmen müssen.

       

      Wer solche Frauen benuzt, fördert die Zwangsprostitution und soll zahlen.

      • FM
        Freier Mann
        @gast:

        Dann müßte also jeder Erwerbstätige erst nachweisen, daß er seiner Arbeit freiwillig nachgeht, um weiterhin arbeiten zu dürfen? Na, da wäre ich mal gespannt, wie sich die Arbeitslosenzahlen entwickeln würden. Und wie wollen Sie denn so einen Freiwilligkeitsnachweis erbringen? Mit Lügendetektor oder doch besser mit Folter? Vielleicht sollten wir die Inquisition mal fragen, wie man so etwas macht.

         

        Kurzum: Die Argumente der Sexgegner sind nicht nur fadenscheinig, sondern regelrecht grotesk. Kein Wunder: Wo Ideologie über Logik gestellt wird, kommt nix gscheites bei raus.

         

        Gestehen Sie sich selbst ein, daß Sie nur aus Motiven der Lustfeindlichkeit und des Neides handeln. Daß Ihre "Argumente" aus den Fingern gesaugt sind, ist offenbar.

      • B
        Balduin
        @gast:

        Offenbar konnten Sie meiner Argumentation nicht folgen. Sie hätten es sich sonst sparen können, zu äußern, was bereits logisch widerlegt worden ist. Stattdessen belegen Sie sogar selbst noch das von mir postulierte Fazit, welches aus dem Sachverhalt durch den Zwang der Logik nur gezogen werden kann.

    • M
      Mick
      @Balduin:

      Sehr gut erkannt, es geht darum Freiheiten ab zu schaffen, die nicht ins Weltbild mancher Menschen passen. Weil manche Unternehmen mit der Steuertricksen bin ich jetzt auch dafür, dass jeder, der bei Amazonen einkauft oder bei Starbuck, dem Steuermann der Pequod, einen Kaffee trinkt eine Strafe von bis zu 5000 EURO zahlen muss und in besonders schweren Fällen mit einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren bestraft wird

      • @Mick:

        das wird dem Ulli Hoeness aber nicht gefallen!!!

  • GL
    grausamer Lästerer

    Das ist grenznahe Wirtschaftsförderung durch Fremden-Verkehr.

    Ansonsten: Ein Gesetz für Reiche.