Neues Preissystem der Deutschen Bahn: Flexibel war gestern
Rückfahrkarten der Deutschen Bahn gelten nur noch an einem bestimmten Tag – statt wie bisher vier Wochen. Kommuniziert wurde das kaum.
Doch das ist nun vorbei. Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember gelten Fahrkarten nur noch am vorher ausgewählten Datum. Reisen unter 100 Kilometern müssen komplett an diesem Tag durchgeführt werden, bei längeren Strecken muss man die Fahrt an diesem Tag beginnen und darf sie noch am nächsten Tag fortsetzen. Wer früher oder später unterwegs ist, etwa weil ein Termin ausfällt oder neu dazukommt, muss das Ticket für 19 Euro Gebühr stornieren und ein neues kaufen.
Der Fahrgastverband Pro Bahn hält nichts von dieser neuen Regelung. „Das ist schwachsinnig“, sagte Sprecher Karl-Peter Naumann der taz. „Es nervt alle Kunden, die flexibel sein wollen.“ Die Bahn verteidigt das neue Modell hingegen. Umfragen zufolge spiele die Flexibilität beim Reisedatum für die meisten Fahrgäste keine Rolle, sagte eine Sprecherin. Am Kundentelefon berichtet eine Bahnmitarbeiterin hingegen von „vielen Beschwerden“.
Die Änderung steht im Zusammenhang mit dem Ziel der Bahn, die Züge gleichmäßiger auszulasten. Um das zu erreichen, will das Unternehmen von Januar an auch den Normalpreis (die mittlerweile offiziell „Flexpreis“ heißt) variieren: An stark nachgefragten Tagen, vor allem freitags und sonntags oder vor Feiertagen, können Tickets dann bis zu 2,9 Prozent teurer sein, an Tagen mit wenig Auslastung dagegen 2,9 Prozent günstiger. Und das funktioniert natürlich nur, wenn die Fahrscheine an einen bestimmten Tag gebunden sind.
Dass das klappt, bezweifelt Pro-Bahn-Sprecher Naumann allerdings. „Um drei Euro zu sparen, fährt doch niemand an einem anderen Tag“, sagt er. Zudem gibt es für Kunden, denen ein günstiger Preis wichtiger ist als ein bestimmter Reisetermin, schon den deutlich verbilligten Sparpreis, bei dem man sich auf einen bestimmten Zug festlegen muss. Naumann kritisiert zudem, dass die Änderung nur „dürftig“ kommunziert wurde. Tatsächlich wurde die Einführung fester Reisetage in der Pressemitteilung zum Fahrplanwechsel nicht erwähnt. Auch auf der Bahn-Webseite ist sie nur versteckt zu finden.
Um allzu viel Ärger mit Fahrgästen zu vermeiden, die länger als geplant unterm Tannenbaum geblieben sind, hat die Bahn ihre Kontrolleure „für eine Übergangszeit zur Kulanz angehalten“, sagte die Bahn-Sprecherin der taz. Was das genau heißt, lässt sie offen. Am Kundentelefon gibt es dazu widersprüchliche Aussagen. Aber immerhin bekommt man dort einen Tipp, wie sich Stornogebühren bei geänderten Rückfahrterminen vermeiden lassen: „Wer flexibel bleiben will, sollte künftig lieber getrennte Tickets für Hin- und Rückfahrt buchen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Sicherheitsleck in der JVA Burg
Sensibler Lageplan kursierte unter Gefangenen