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Neues Album von Pantha Du PrinceKlingende Natur

Quarantäne-Sound: Elektro-Produzent Pantha Du Prince versucht sich auf dem neuen Album „Conference of Trees“ an musikalischem „nature writing“.

Der mit den Bäumen tanzt: Pantha du Prince Foto: Archiv

Wer sich in letzter Zeit den Buchmarkt genauer angeschaut hat, wird gemerkt haben, dass das sogenannte Nature Writing in all seinen Facetten immer mehr Leser*innen begeistert – und sich bestens verkauft. Die von Judith Schalansky kuratierte Buchreihe „Naturkunden“, um ein Beispiel zu nennen, weiß in ihren Leinencovern das Bildungsbürgertum mit Texten über Hanf oder Brennnesseln zu Tränen zu rühren.

Ein anderes Phänomen stellt Peter Wohllebens „Das geheime Leben der Bäume“ dar: Erst rockte es monatelang als Hardcover die Spiegel-Charts, nun kommt sogar seine Verfilmung in die Kinos.

Zwischen „Hambi bleibt“ und Greta Thunberg hat sich ein riesengroßes Fenster für kulturelle „Naturprodukte“ aufgetan. Auch von daher ließe sich dem Hamburger Elektronikproduzenten Hendrik Weber ein gewisses Maß an Opportunismus bescheinigen. Denn der 45-jährige Musiker, den man eher unter seinem Alias Pantha du Prince kennt, schlägt mit seinem neuen Album „Conference Of Trees“ ebenfalls in die Natur-Kerbe. Apropos schlagen: In den zehn Tracks des Albums wird ausdauernd getrommelt, geklopft und gehämmert.

Pantha du Prince tauchte Mitte der Nullerjahre auf der Tanzfläche auf. Sein feingliedriger, romantischer Deep-House-Entwurf war beim Hamburger Label Dial bestens aufgehoben. Von hoher Eleganz getragen war etwa „Saturn Strobe“, jener Überhit seines Albums „This Bliss“ (2007). Ein dandyesker Elektroniksound, gestützt von Streichern und akzentuiert von Glöckchen, platzierte sich in allen maßgeblichen Jahrescharts, weil der Sound minimal in seiner Struktur war, aber zugleich eben auch dick auftrug.

Best of von Pantha Du Prince

Danach folgten drei Alben für das britische Indielabel Rough Trade, wovon eines („Element of Lights“) für seinen Übergang zur Minimal Music zurecht hochgelobt wurde. Das neue Werk, „Conference of Trees“ wirkt nun wie ein Best-of des Künstlers, wenn auch vielleicht eher ungewollt. Trotz gewisser Winkelzüge klingt vieles sehr vertraut und es wurde eher wenig Neues gewagt. Weber habe zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt, sich von der Musik zu verabschieden, so lässt sich der Künstler im Pressetext zitieren.

Auf die Musik des Albums bezogen, könnte man auch sagen: Man findet lieb gewonnenes wieder. Hier klimpern die Trademark-Glöckchen, die sich immer wieder Bahn brechen, dort zur Mitte des Werks hin sind die Drum-Machine-Sounds, die man aus den House-Produktionen kennt, sehr prominent.

Musik, die einem dieser Tage im Wohnzimmer das Gefühl von offenem Gelände vorgaukeln kann

Sie haben stets diesen leicht dubbigen Swing und sind im Zweifel immer als Pantha-du-Prince-Drums zu erkennen. Das wird Fans der dezent-experimentellen elektronischen Musik begeistern. Wer das Neue dem Bekannten vorzieht, wird allerdings enttäuscht zurückbleiben.

Dabei beginnt „Conference of Trees“ sehr verheißungsvoll. Der Auftakt „Approach In A Breeze“ eröffnet mit langen Son-filé-Tönen eines Cellos, die in direkte Korrespondenz mit den dezenten Geräuschen aus verschiedensten (elektronischen) Soundquellen treten. Man hört förmlich das Holz zwischen allen Noten knarzen.

Regenschauer im Wald

Und gleitet über zu „Transparent Tickle Shining Glaze“, einem leicht-ätherischen Percussion-Exkurs, der haarscharf aber gekonnt an New-Age-Ästhetik vorbeischrammt – und trotzdem einen Regenschauer im Wald emuliert. Es trippelt und klopft; bis hierhin ist es wunderbar behagliche Stimmungs-Musik, die gerade in der zwanghaften Quarantäne dieser Tage im eigenen Wohnzimmer das Gefühl von Weitläufigkeit und offenem Gelände vorgaukeln kann.

Doch allmählich verfällt „Conference Of Trees“ etwas zu sehr in Idiosynkrasien und Zitieren der eigenen Vorgänger. Wie kombiniert man jene Soundflächen und Naturbezüge mit Bass- und Kick-Drum? Eine Problemstellung, an der schon manch andere gescheitert sind.

Erstaunlicherweise kratzt das Album zum Finale hin noch mal die Kurve. Der abschließende Track „Lichtung“, der locker die Zehn-Minuten-Schallmauer überschreitet, ist ein Highlight. In den Ambient-Stücken scheint das Konzept des Werks – Kommunikation von Bäumen in Form von Klang darzustellen – aufzugehen. Doch leider wird diese Spannung nicht durchgezogen, die Angst bloß ein Ambient-Album zu produzieren, war wohl zu groß.

Es wäre gleichwohl konsequent gewesen, auf Technologie zu verzichten. Nicht, weil es unmöglich ist mit technischen Mitteln Natur einzufangen, aber wer von naturbelassenen Rückzugsorten träumt, braucht gute Gründe für den Einsatz von Drumcomputern. Das Vertrauen in die Xylophone und selbstgebastelten Holz-Percussions hätte also gerne größer sein dürfen. So bleibt das Spannungsfeld zwischen Natur und Technik für dieses Album dann doch merkwürdig unaufgelöst.

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