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Neuer Wirbel um Macrons Ex-MitarbeiterAuf Reise mit dem Diplomatenpass

Alexandre Benalla hat die Papiere wohl nach seiner Entlassung erhalten. Er ist damit in verschiedene afrikanische Länder gefahren.

Noch im April war Benalla stets in der Nähe des französischen Präsidenten zu sehen Foto: reuters

Paris taz | So lästig wie ein Kaugummi am Schuh, das er einfach nicht loswird, erweist sich für den französischen Staatschef sein ehemaliger Mitarbeiter Alexandre Benalla. Dieser war zuerst im Juli in die Schlagzeilen geraten, weil er am 1. Mai in Paris mit Polizeimontur verkleidet Demonstranten „verhaftet“ und geschlagen hatte. Emmanuel Macron hat bestimmt gehofft, die peinliche Affäre um seinen ehemaligen Sicherheitsbeauftragten sei mittlerweile vergessen. Schließlich musste Benalla den Élyséepalast verlassen.

Doch nun haben französische Medien eine „zweite Benalla-Affäre“ in der weihnachtlichen Stille platzen lassen – und diese könnte für Macrons Image noch verheerender werden als die erste. Demnach ist Benalla in den vergangenen Monaten mit Diplomatenpass in verschiedene afrikanische Länder gereist, obwohl er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr für das Präsidialamt gearbeitet hat. Log Benalla also, als er Mitte September vor einem Senatsausschuss unter Eid erklärte, er habe die beiden Diplomatenpässe im Élysée-Palast gelassen, die ihm nach der Wahl von Macron für seine Aufgabe im Bereich der Sicherheit und der Organisation der Reisen des Staatschefs ausgestellt waren?

Benalla behauptet, er habe diese Reisedokumente „im Oktober“ zusammen mit persönlichen Gegenständen ausgehändigt bekommen, als er seinen Ausweis für den Präsidentenpalast zurückgab. Er habe daher gefolgert, dass er diese Pässe zu seinem „persönlichen Komfort“ weiterhin benutzen dürfe. Der Ex-Macron-Mitarbeiter war aber längst schriftlich aufgefordert und im September erneut gemahnt worden, diese Diplomatenausweise, die ihm keinerlei strafrechtliche Immunität verleihen, dem Außenministerium zurückzugeben. Offenbar haben sich die Behörden aber nie um die Rückgabe bemüht. Niemand fühlte sich zuständig oder wollte sich im Nachhinein mit Benalla befassen.

Benalla musste bereits mit Strafverfolgung unter anderem wegen Gewalt gegen Demonstranten am 1. Mai rechnen. Am Samstag hat die Staatsanwaltschaft nun aufgrund der jüngsten Enthüllungen über die Reisen mit Diplomatenpässen eine Voruntersuchung wegen Veruntreuung oder unberechtigter Berufung auf Amtsvollmachten eröffnet.

Beziehungen in den Elysée-Palast

Wozu aber dienten die „Geschäftsreisen“ von Macrons Ex-Vertrautem mit französischen Diplomatenpässen, die eigentlich seit der offiziellen Kündigung Ende Mai 2018 gar nicht mehr in seinem Besitz sein sollten? Die neue Episode bestärkt den Verdacht, dass der Ex-Protégé des Staatschefs bei seinen Kontakten mit Staatschefs in Afrika weiterhin seine Beziehungen in den Elysée-Palast spielen ließ. Wenige Tage vor Macrons Auslandsreise im Tschad traf Benalla nämlich in Begleitung des umstrittenen Geschäftsmanns Philippe Hababou Solomon in N’Djamena unter anderem den Staatschef Idriss Déby. Da Benalla bei seinen Reisen jeweils bei den Grenzkontrollen seinen Diplomatenpass vorwies, müsste das Außenministerium in Paris normalerweise automatisch informiert worden sein.

Nach Abstechern in die Türkei und nach Israel waren Benalla und Solomon im Auftrag von nicht genannten Kunden auch in Kamerun und im Kongo. In Frankreich werden Erinnerungen an die neokoloniale Epoche der „Françafrique“-Politik wach, in der parallel zur Diplomatie und hinter den Kulissen ein „Monsieur Afrique“ des Élysées direkte Kontakte mit afrikanischen Potentaten unterhielt. Rudolf Balmer, Paris

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10 Kommentare

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  • 9G
    92293 (Profil gelöscht)

    auch das ist wieder mal eine laisser faire attitude im französischen politikalltag auch Macron hat diesen passtyp schon häufiger so genutzt, es scheint eine nützliche Verbindung zwischen politik und wirtschaft zu sein

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Mindestens Watergate, mal wieder.

  • Gibt es eigentlich unter Macrons Abgeordneten in der Nationalversammlung oder auf regionaler Ebene noch keine Abgeordneten oder Amtsträger, die die Faxen dicke haben und sich abspalten?

    Normalerweise sind die Franzosen ja ziemlich flexibel, was Abspaltungen und Neugründungen von Parteien anbelangt, da könnte das doch eine Möglichkeit sein, den allmählich mal weg zu bekommen.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Es hat ja erst kürzlich ein Parteiausschlussverfahren, ohne Anhörung des Betroffenen gegeben, was der neustalinistischen Linie von En Marche entspricht. Aber es tut sich was, es gibt viele Abgeordnete, die sich nicht mehr gängeln lassen wollen und ihre Aufgabe der Gesetzgebung und der Kontrolle der Exekutivgewalt wahrnehmen wollen, was ihnen bisher von der Parteispitze verwehrt wurde.



      Der En Marche Vorsitzende Gilles Le Gendre, jener, der gesagt hat, dass die Franzosen nicht intelligent genug seien, um die géniale Reformpolitik ihres Führers zu verstehen, versucht verzweifelt autoritär, ohne zu überzeugen, den Deckel auf die Benalla Affäre zu halten, aber Edwy Plenel von Médiapart wird wohl bald die Telegram Aufzeichnungen veröffentichen und dann ist erst recht Kacke am dampfen. Macron ist wie Sarkozy ein Spielball der Milliardäre und er hat ebenfalls eine Vorliebe für schräge Typen. Ein Präsident, der sich erpressbar macht, muss zurücktreten.

  • Schlussfolgerung aus Macron's Rede an die Nation:



    Benalla wird

    Ministre pour la vérité vrai!

    Bonne Année

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Muss man jetzt sagen, Frankreich wird von dem Gespann Macron/Benalla regiert ? Macron reitet sich immer tiefer in die Scheisse, vielleicht war heute Abend seine letzte Neujahrsansprache...für Frankreich wäre es das Beste.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Wer sollte ihn denn zurücktreten?

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @BigRed:

        Die Gelbwesten.

        • @82236 (Profil gelöscht):

          Ne Revolution wird's nicht geben und politisch können sie ihm angesichts seiner Parlamentsmehrheit nichts. Im Endeffekt gibt es zwei Möglichkeiten: 1) er hat keinen Bock mehr und schmeisst hin, oder 2) es gibt einen Misstrauensantrag gegen ihn und genug seiner eigenen Fraktion stimmt gegen ihn. Zweites ist nicht sehr wahrscheinlich.

          • 8G
            82236 (Profil gelöscht)
            @BigRed:

            Oder das Volk zwingt ihm zum Rücktritt. Das ist zwar nicht Verfassungskonform, aber in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland eine ernstzunehmende Möglichkeit. De Gaulle ist an einem Referendum zur Dezentralisierung gescheitert und hat seinen Hut genommen. Eine der Hautforderungen der Gelbwesten oder die Hauptforderung jetzt ist ein Bürgerbegehren mit Referendum RIC référendum à initiative populaire. Die Regierung versucht dagegen zu argumentieren, indem sie sagt, es handele sich um eine rechtsextreme Initiative und am Ende stünde dann die Wiedereinführung der Todesstrafe und das Verbot der Abtreibung. Das ist Unsinn, denn sollte Frankreich die Todesstrafe wiedereinführen, müsste es die EU verlassen und das will nicht einmal mehr Marine Le Pen und für das Verbot der Abtreibung gibt es keine Mehrheit.