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Neuer „Wallace & Gromit“-FilmTierisch toxisch

Im neuen Stop-Motion-Film „Wallace & Gromit“ kämpft das Duo gegen künstliche Intelligenz. Der Gartenzwerg-Roboter Norbot wird vom Helfer zur Gefahr.

Wallace, Norbot und Gromit (v. l. n. r.) vor der Katastrophe Foto: Richard Davies/Netflix

Vor Kurzem schrieb eine berühmte blonde Internetpersönlichkeit: „Ich habe gelove­bombt, gegaslighted, manipuliert und von Exklusivität gesprochen […]. Man hat mir oft neue Chancen eingeräumt, bei denen ich Besserung und Reflexion geschworen habe, mein Verhalten hat sich dabei aber nicht geändert.“ Zwar stammt dieses Geständnis nicht aus Wallaces Feder, doch sein Opfer und Haustier, Gromit, hätte eine öffentliche Entschuldigung wie diese verdient.

Das Beagle-Mensch-Duo aus „Wallace & Gromit“ entspricht einer toxischen Beziehung par excellence. Wallace, ein respektloses Erfinderarschloch, das sich nicht bewusst ist, wie viel Leid es anrichtet. Gromit, sein stummer Hund, ein Enabler, für den man fast keine Sympathie mehr aufbringen kann, so knechtisch nimmt er Wallaces Dummheit hin. „Trenn dich von ihm“, will man zum Bildschirm rufen. Doch die aus Knete geformten Ohren hören nicht.

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Im neuen Stop-Motion-Spielfilm – knapp zwanzig Jahre nach dem letzten Teil – erschafft Wallace sein persönliches Frankenstein-Monster, den Roboter Norbot: Die künstliche Intelligenz mit Gartenzwergkörper soll Gromit beim Gärtnern helfen.

Knetfiguren-Film warnt vor KI

Dieser wird von seinem Besitzer nach der Schöpfung vollkommen vernachlässigt – all die Liebe, die Wallace aufbringen kann, gilt Norbot. Als seine Basiseinstellung bald von „gut“ auf „böse“ umschaltet, muss besonders Wallace lernen, dass Technologie nicht immer harmlos, sondern regelrecht gemeingefährlich ist.

der film

„Wallace & Gromit: Vergeltung mit Flügeln“

auf Netflix

Ein aufwendiger Animationsfilm mit Knetfiguren warnt vor den Gefahren von KI, die sich vom Menschen löst: Wer könnte solch eine Warnung denn authentischer aussprechen als dieser Film? Besonders, wenn man auf den kleinen Figürchen noch ganz schwach die Fingerabdrücke der Macher erkennt, wird einem bewusst, dass maschinelle Perfektion diesen Charme missen lässt.

Charme und Wärme, das sind auch Eigenschaften, die Wallace fehlen. Wenigstens streichelt er Gromit am Ende mit eigener Hand und nicht mehr mit einer dafür gebauten Maschine. Fehlt nur noch sein Entschuldigungspost auf Twitter und der dazugehörige Shitstorm.

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1 Kommentar

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  • Vor 20 Jahren sind die Aardman-Studios mit sämtlichen Requisiten und Figuren von Wallace & Gromit abgebrannt. Umso schöner ist es, dass es jetzt wieder einen neuen Film gibt. Es handelt sich zwischnen den beiden auch nicht um eine "toxische Beziehung ", wie die Autorin meint. Da hat sie die bedingungslose Zuneigung von Gromit zu seinem genial-chaotischen Herrchen falsch verstanden. Ich weiß auch nicht, ob es notwendig ist, diese wunderbaren Filme mit ihrem verschrobenen Humor in solchen Zusammenhängen ernsthaft interpretieren zu müssen. Einfach anschauen, genießen und die absurden Verfolgungsjagden bewundern.