Neuer „Tatort” aus Wien: Der Moritz und die Bibi! Nein? Doch!
Diesmal gibt es in der Drehbuchschublade des „Tatorts“ Eifersüchteleien im Ermittlerteam sowie eine Leiche, die an einer Art SM-Geschirr hängt.
Was ist da los, im „Tatort“? Erst wispert vergangenen Sonntag in Dortmund Kommissarin Böhnisch (Anna Schudt) dem Kollegen Faber (Jörg Hartmann) ein eindeutiges Angebot ins Ohr, zwar betrunken, aber doch – gekränkt stolpert sie nach der ebenfalls eindeutigen Zurückweisung noch betrunkener durch die Zechenstadt. Wenn da mal nicht noch tiefere Gefühle ganz unten in der Drehbuchschublade lauern.
Und jetzt am Sonntag: Der Moritz (Harald Krassnitzer) und die Bibi (Adele Neuhauser). Nein, sagen Sie? Doch! Witzeln erst herum über Pornos, von denen der Moritz glaubt, dass man die ja alleine konsumiere, was die Bibi so nun auch nicht unterschreiben würde – und dann sind sie tatsächlich eifersüchtig auf ihre jeweiligen Dates. Aber genug der schmalzigen Liebes- und Sexgeschichten. Mehr Crime.
Sonst heißt es wieder: Geht ja nur noch um die Ermittler und ihre Privatgeschichten. Is’ ja schon wie bei diesen ganzen amerikanischen Serien. Ja, zum Glück! Auch wenn man der Bibi und dem Moritz diese plötzlichen Eifersüchteleien wirklich nicht abnehmen mag.
Okay, jetzt aber: die Leiche. Ist ein bekannter Musikproduzent und hängt erstickt in einer Art SM-Geschirr, tief in der Luftröhre einen Zettel mit einem Songtext darauf, der zum Teilnehmer einer Castingshow weist.
Bei dem Versuch, die Hässlichkeiten dieses Gewerbes einzufangen, treffen Michi Riebl (Regie) und Uli Brée (Buch) manchmal mitten ins Herz und manchmal voll ins Phrasenfettnäpfchen: „Da werden Hoffnungen geweckt und am Ende bleibt ein vollkommen leerer Mensch zurück“, sagt die Mutter einer Exteilnehmerin.
Wien-„Tatort“: „Sternschnuppe“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Dazu nur ein Zitat vom Kommissar: „Dass manche Menschen aber auch um jeden Preis ihrem Klischee gerecht werden müssen!“ Ja – und das ist auch ganz besonders im „Tatort“ immer wieder schwer mit anzusehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich