Neuer „Tatort“ aus Saarbrücken: Wahrhaftiges Lebendigsein
Lange nervte nichts mehr als der Saar-„Tatort“. Jetzt sind dort Jungbeamt:innen am Werk. Die neueste Folge zeigt: Das tut der Sache verdammt gut.
Der Saar-„Tatort“ is’ ja so ’ne Sache. Da ist zum einen der Ballast: der olle Palü, der olle Stellbrink, nichts nervte mehr als der Saar-Tatort. Und dann ist da noch die senderbedingte Ausnahmestellung: Pro Jahr gibt’s nur eine Folge. Leicht zu vergessen, leicht zu verpassen.
Und damit auch: den Anfang dieser neuen Truppe zu verhuddeln, weil, na ja: Saar-Tatort, nerv. Zwei Folgen gab’s bislang erst, drum taugt „Das Herz der Schlange“, nochmal von vorne anzufangen. Die Neuen also: ein Team, zwei Männer, zwei Frauen. Nennen wir die Hauptkommissar:innen mal fix beim Namen, man kennt sich ja noch nicht so richtig: Adam Schürk (Daniel Sträßer), Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), Esther Baumann (Brigitte Urhausen), Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer). Lauter junge Menschen, die zwei Typen zudem Kinderfreunde.
Diese aktuelle Folge taugt vor allem als Einstieg, weil sie zur Kategorie gehört: „Ermittler steht selbst im Zentrum der Ermittlung“, also als Verdächtiger. Und ja, auch das nervt in neun von zehn Fällen. Hier aber stellt sich sofort eine gewisse Faszination ein. Das hat zwei Gründe.
Zum einen die Tat selbst oder sagen wir: das Drumherum der Tat. Sherlock-Holmes-Gaga-Level: ein giftiger Frosch als Vollstreckungsgehilfe. Letztlich das Opfer: der Vater von Kommissar Schürk. Schürk selbst wird als Hauptverdächtiger festgenommen. Dass der den Vater unter „Drecksau“ im Telefon gespeichert hat, dass die Überwachungskamera ihn in jener Nacht brüllend vor dessen Tür zeigt, hilft ihm nicht wirklich.
Saarbrücken-„Tatort“: „Das Herz der Schlange“, So., 20.15 Uhr, ARD
Zur Sicherheit: Ob der andere Mord dieser Folge was damit zu tun hat, ist für diesen Text irrelevant. Ehrlich, eigentlich hätte einer auch gereicht. Im Zweifel ist zu viel halt genau das: zu viel – möchte man Drehbuchautor Hendrik Hölzemann zurufen, der auch schon die ersten beiden Folgen geschrieben hat.
Tut alles der Faszination keinen Abbruch, denn es gibt ja noch einen zweiten Grund: die Inszenierung von Luzie Loose. Genauer: wie sie die vier zum wahrhaftigen Lebendigsein bekommt.
Sie ist selbst erst Anfang 30, die Protagonist:innen ihrer Arbeiten waren bislang immer jung. Teenager. Im Armani-Kurzfilm „Lui/Lei“, in ihrem Kinodebüt „Schwimmen“, in der ZDFneo-Serie „Druck“. Und jetzt im Tatort auch nur knapp älter. Schon die Auftaktszene mit dem Viererteam beweist: Brillante Idee, genau sie das Ding machen zu lassen. So wenig hat man schon lange nicht mehr gefremdelt mit Menschendarstellung im TV – egal welcher Sonntagabendkrimi.
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