Neuer Radweg in Hamburg: Stadt klaut Autos eine Spur
Am Sievekingdamm ist ein neuer Radweg auf der Straße entstanden. Der ADFC feiert diese Maßnahme.
„Pop-up-Bike-Lanes“ sind temporär eingerichtete Radwege auf der Fahrbahn. Nicht immer sind sie offiziell. AktivistInnen sperren teilweise Fahrspuren für den Radverkehr ab, um zu demonstrieren, wie Verkehrspolitik auch handeln könnte.
Im Fall des Sievekingdamms hat jedoch das Bezirksamt die Radspur ausgewiesen. Eine Pop-up-Bike-Lane sei der 300 Meter lange Weg, der sich zwischen der Kreuzung Wolfshagen/Sievekingdamm bis zur Ecke Auf den Blöcken erstreckt, nicht, heißt es vom Bezirksamt. Die Strecke sei für eine „sichere Verkehrsführung“ an der Stelle schlicht notwendig. Die Straße wird perspektivisch umgebaut.
Dirk Lau, stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs Hamburg (ADFC), freut sich trotzdem über die neue Radlerstrecke. Der Verband fordert in einer Petition zudem die Ausweisung weiterer Pop-up-Radwege auf den Straßen An der Alster, Reeperbahn und Wandsbeker Chaussee.
Der Radverkehr benötige mehr Platz und mehr Sicherheit, sagt Lau. Oft sei es die Polizei, die Bedenken bezüglich der Verkehrssicherheit äußere, wenn neue Radwege ausgewiesen werden sollten. Dabei gehe es ihr in erster Linie um die Sicherheit von AutofahrerInnen, so Lau. RadfahrerInnen seien gezwungen, unbenutzbare Radwege in „katastrophalen Zustand“ zu nutzen. Die Ausweisung neuer Radwege bremse die SPD „extrem“ aus, weil sie dem Autoverkehr möglichst wenig Platz wegnehmen wolle.
Mehr neue Radwege sollen kommen
Nach Angaben des ADFC nutzen AutofahrerInnen rund 80 Prozent des Straßenraums. Der Platz, weitere Radwege auszuweisen, sei da. Es müsse nur „mutig umverteilt werden“.
Henning Grabo, Pressesprecher der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, sagt, er verfolge einen „nachhaltigen Ansatz“ bei der Schaffung neuer Pop-up-Radwege. Ad-hoc-Lösungen seien nicht sinnvoll.
Im Herbst wolle die Stadt neue Radwege ausweisen. Bis dahin würde das Verkehrsaufkommen bei infrage kommenden Straßen beobachtet. Es sei nicht pauschal möglich, eine Spur RadlerInnen zu überlassen. „Es geht um einen Mobilitätsmix, in dem neben der wichtigen Rolle des Radverkehrs auch das Vertrauen in den ÖPNV gestärkt wird.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Israelis wandern nach Italien aus
Das Tal, wo Frieden wohnt