Neuer Präsident in Madagaskar: Nennt ihn einfach Hery
Madagaskars neuer Präsident hat keineswegs den längsten Namen eines madegassischen Herrschers. Den hat König Andriantsimitoviaminandriandrazaka.
Nachrichtensprecher und Protokollschreiber auf der ganzen Welt dürfen zittern. Madagaskars neuer Präsident, dessen Sieg in der Stichwahl voraussichtlich heute verkündet wird, heißt Hery Rajaonarimampianina. Es ist der längste Name eines Staatschefs auf der Erde. Aber nicht der längste in der Geschichte Madagaskars.
Die Insulaner wählten ihn allerdings nicht wegen seines Namens, sondern weil er Kontinuität versprach. Der 55-Jährige mit dem Image eines Technokraten war Finanzminister unter dem Regime von Präsident Andry Rajoelina, das 2009 per Militärputsch an die Macht gekommen war. Kunstvoll hatte Hery, wie er in Madagaskar immer nur genannt wird, den nach dem Putsch weitgehend von internationaler Finanzhilfe abgeschnittenen Staat, vor der Pleite bewahrt.
Im Wahlkampf wurde er massiv vom amtierenden Staatschef unterstützt. Im ersten Wahlgang im Oktober erhielt er 15 Prozent – die Stichwahl vom 20. Dezember hat er nun mit über 53 Prozent gewonnen.
Hery Rajaonarimampianina kommt aus einer eher einfachen Familie der Hauptstadt Antananarivo, entging der Militärdiktatur der 80er Jahre durch Studium in Kanada und war nach der Rückkehr in die Heimat nicht Politiker, sondern Geschäftsmann. Er gehört ebenso wie sein Vorgänger Rajoelina zur Volksgruppe der Merina, deren altehrwürdige Aristokratie im Hochland um die Hauptstadt bis zur Eroberung durch Frankreich 1897 jahrhundertelang das Königreich Madagaskar regierte.
Mit Monarchen wie Andriantsimitoviaminandriandehibe (1650-1670) und Andriantsimitoviaminandriandrazaka (1710-1730) schlägt das alte Merina-Königshaus den neuen Präsidenten namenstechnisch um Längen. Innerhalb seines politischen Lagers zogen Hajo Andrianainarivelo und Edgard Razafindravahy allerdings gegen Hery Rajaonarimampianina den Kürzeren.
Seinen Aufstieg verdankt Hery der Protektion mächtiger Unternehmer. Der Milliardär und Chef der Unternehmensgruppe Sodiat, Maminiaina „Mamy“ Ravatomanga, mutmaßlich reichster Mann dieses bitterarmen Landes, hat den Wahlsieger kräftig unterstützt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag