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Neuer Präsident an der Bremer Privat-UniEin Chef von Investors Gnaden

Stanislav Protasov ist nun Präsident der Constructor University. Zusammen mit deren Besitzer Serg Bell gründete er mal einen Cybersecurity-Konzern.

Stanislav Protasov ist der achte Präsident der Bremer Privat-Uni seit 1999 Foto: Constructor University

Bremen taz | Die Privat-Uni in Bremen-Nord – heute heißt sie Constructor University – hat mal wieder einen neuen Präsidenten. Er heißt Stanislav „Stas“ Protasov, hat einen Doktortitel in Informatik und war seit Dezember schon Teil der fünfköpfigen Geschäftsführung der ehemaligen Jacobs University Bremen.

Seine wichtigste Qualifikation: Er kennt den Uni-Investor Serg Bell, der früher Serguei Beloussov hieß, schon sehr lange: Die beiden Herren haben vor 20 Jahren in Singapur Acronis gegründet, einen Cybersecurity-Konzern, der heute über 2.200 Leute in 19 Ländern beschäftigt. Protasov ist Inhaber von 220 Patenten, vermeldet die Privat-Uni stolz, wurde als „Leader“ mit einem „Cyber Security Award“ ausgezeichnet.

Acronis, hieß es in diesem Kontext, sei „fest entschlossen“, eng mit der Regierung von Singapur zusammenzuarbeiten, damit das Land „eine führende Rolle im Bereich Cybersecurity einnehmen kann“. Auf dem Demokratieindex des Economist rangiert der Stadtstaat, seit langem die Wahl-Heimat von Serg Bell, auf Platz 70, deutlich hinter Ungarn (56) und Ghana (63), knapp vor Lesotho und Nordmazedonien.

Auch Bells Ehefrau Öznur Zer sitzt in der Chefetage der Privatuni. Der letzte Uni-Präsident, ein durchaus renommierter Wirtschaftswissenschaftler namens Fabio Pammolli, zog es hingegen vor, nach nur einem Jahr ein „Wirtschaftsberater“ der ultarechten italienischen Regierung zu werden.

Die letzten Präsidenten blieben eher kurz

Auch sein Vorgänger, der ehemalige Rektor der Uni Basel Antonio Loprieno, ein Ägyptologe, blieb nur ein Jahr – er war mit der Idee gescheitert, die private und die staatliche Bremer Uni näher zusammenzubringen. Er wollte seine Hochschule als „Mini-Volluniversität“ erhalten.

Uni-Besitzer Bell sagt klar, dass die Forschung nun auf „Cybersicherheit, künstliche Intelligenz, Software-Engineering, autonome Maschinen und Quantentechnologie“ fokussiert ist, aber auch „ Life Engineering und viele Wirtschaftsbereiche“ umfasst. Derzeit studieren dort 1.800 Menschen aus 110 Nationen. Bell übernahm die von Insolvenz bedrohte Hochschule 2021 mit dem Versprechen, bis zu 50 Millionen Euro hineinzustecken.

Der neue Uni-Chef sagt noch nicht viel zu seinen Plänen: „Mein Fokus liegt auf der zukunftsorientierten Entwicklung der Uni und darauf, ihr Wachstum durch die Einführung neuer Studiengänge und weiterer Industriekooperationen zu fördern.“ Das hätte auch von fast allen Vor­gän­ge­r:in­nen kommen können.

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