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Neuer Platz für FundstückeArchäologie zum Anfassen am Petriplatz

Am Petriplatz in Mitte hat ein Archäologiezentrum eröffnet. Im Gegensatz zu einem Museum soll es dort um hautnahe Einblicke gehen.

Historisches Berlin mal aus anderer Perspektive Foto: Patrick Pleul/dpa

Berlin taz | Auf der Spreeinsel wird am Dienstag das Archäologiezentrum Petri eröffnet – mehr als vier Jahre nach dem Richtfest. Über sieben Stockwerke und gute 1.000 Quadratmeter erstreckt sich dort die Geschichte rund um Berliner Ausgrabungen und ihre Restauration.

Die Be­su­che­r:in­nen sollen archäologische Arbeit vollumfänglich nachvollziehen können, verspricht Petri-Leiterin Anne Sklebitz. Das Zentrum ist etagenweise in alle Stationen einer Ausgrabung aufgeteilt. Von Mauerresten des Petriplatz im Untergeschoss über Berliner Archäologie im ersten Stock, Fundbearbeitung und Restaurierung werden so in jede Etappe Einblicke gegeben.

So lassen sich vor Ort zum Beispiel Mitarbeitende durch gläserne Werkstätten live bei der Restauration, Mikroskopie und Konservierung von echten Ausgrabungen beobachten. Im Restaurations-Stockwerk ist das Ausleben eigener archäologischer Fähigkeiten möglich: Wer will, kann an den Einzelteilen eines zerbrochenen Krugs seine Puzzlekompetenz schärfen.

Explizit kein Museum

Leiterin Sklebitz und Landesarchäologe Matthias Wemhoff legen letztlich großen Wert auf die Unterscheidung zwischen Museum und archäologischem Zentrum. „Wir lassen an unserer Arbeit teilhaben“, erklärt Wemhoff, der auch das Berliner Denkmalamt leitet. Neben den gläsernen Werkstätten gebe es im obersten Geschoss einen „prozessorientierten Ausstellungsraum“, der Ar­chäo­lo­g:in­nen und Interessenten die Möglichkeit gibt, sich auszutauschen.

Der Petriplatz bildete das Zentrum von Cölln, bis Anfang des 18. Jahrhunderts Berlins Schwesterstadt im Süden der Spreeinsel. Im Rahmen des Projektes „Medieval Space and Population“ wurden hier bereits in den Jahren 2007 bis 2009 und im Jahr 2015 großflächige Ausgrabungen durchgeführt.

Die Auswertung der am Petriplatz gefundenen Skelett- und Mauerteile ist im Untergeschoss des Petri-Zentrums ausgestellt. Ein Friedhof, eine Lateinschule aus dem Mittelalter, eine Kirche, die 1730 Feuer fing, und ihr Hof – das alles ließ sich anhand von Ausgrabungen und dokumentierter Stadtgeschichte bereits nachweisen.

Der Standort der Ausstellung sei dabei auch symbolisch von Bedeutung, sagt Sklebitz: „Archäologie gehört in die Mitte.“ Die wissenschaftliche Fachrichtung sei der essenzielle Zugang zu unserer Geschichte, so die Leiterin des Zentrums.

Am Eröffnungswochenende des 28. und 29. Juni soll es stündlich kostenfreie Führungen geben. Danach kostet der Eintritt 6 Euro für Erwachsene und die Hälfte bei einer Ermäßigung. Bis 18 Jahre ist der Besuch kostenfrei.

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