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Neuer Kaiser in JapanDie neue Ära „Reiwa“

Mit Kaiser Naruhito beginnt in Japan ab dem 1. Mai eine neue Zeitrechnung: Vorbei mit Heisei (Frieden schaffen), Zeit für Reiwa (Glückliche Harmonie).

Kabinetts­sprecher Yoshihide Suga präsentiert den Namen der neuen Ära: „Reiwa“ Foto: reuters

Tokio taz | Gebannt saß halb Japan am Montagmittag vor dem Fernseher und wartete auf den Namen für die neue Zeitrechnung, die am 1. Mai mit dem Amtsantritt des neuen Kaisers Naruhito beginnt. Schließlich trat Kabinettssprecher Yoshihide Suga 15 Minuten verspätet vor die Kameras und enthüllte eine holzumrahmte Tafel mit zwei Schriftzeichen. „Der neue Ära-Name lautet Reiwa“, verkündete Suga. Alle TV-Sender übertrugen den Satz live und hielten minutenlang auf die Tafel. Was sollte die Wortschöpfung bedeuten? Das Zeichen für die Silbe „Rei“ steht für „gut“ oder „glücklich“, das Zeichen für „wa“ für „Harmonie“, „Ruhe“ oder „Frieden“. Zusammen gelesen könnte es „guter Frieden“ oder „glückliche Harmonie“ heißen.

Die TV-Experten diskutierten eifrig, bis Regierungschef Shinzo Abe Licht ins Dunkel brachte. „Reiwa bedeutet, dass eine Kultur geboren wird und wächst, wenn die Menschen auf schöne Weise zusammenkommen und füreinander sorgen“, las der Premier vom Teleprompter ab. Wie die Blüte könne auch die Zukunftshoffnung aufgehen. „Das ist der beste Name, um unsere Hoffnung für die neue Ära zu zeigen“, meinte Abe.

Dass der Name solche Poesie in sich birgt, könnte daran liegen, dass die beiden Schriftzeichen aus einem Gedicht über die Pflaumenblüte stammen, das in Japans erster Gedichtsammlung aus dem 8. Jahrhundert steht. Hinter der schönen Poesie steckte also eine unschöne nationalistische Botschaft. Alle vorigen 247 Epochen-Namen wurden nämlich in Literaturklassikern aus China gesucht. Auch die Tradition der Ära-Namen übernahm Japan aus China. Damit drückten die Himmelskaiser aus, dass sie auch die Zeit beherrschten. Den Bruch mit der Tradition begründete der rechtskonservative Abe damit, dass auch Japan zeitlose Werte hätte.

In den vier Wochen bis zur Abdankung von Kaiser Akihito am 30. April und dem Ende seiner Amtszeit Heisei (Frieden schaffen) müssen Japans Behörden und Unternehmen nun ihre Software und Formulare auf Reiwa vorbereiten. Der große Aufwand ist ein Grund, warum manche die Namenstradition ablehnen. Andere Kritiker halten die Epochennamen prinzipiell für unzeitgemäß. Schließlich wurde der Kaiser durch die Nachkriegsverfassung vom imperialen Herrscher zum „Symbol von Staat und nationaler Einheit“ degradiert. Seitdem herrscht das Volk und die Zeitrechnung sollte sich nicht mehr nach dem Kaiser richten. Aber der Einwand wurde auch diesmal überhört.

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1 Kommentar

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  • "...die beiden Schriftzeichen aus einem Gedicht über die Pflaumenblüte stammen, das in Japans erster Gedichtsammlung aus dem 8. Jahrhundert steht. Hinter der schönen Poesie steckte also eine unschöne nationalistische Botschaft." Ist doch bisschen weit hergeholt, oder? Wenn man sich an der eigenen Literatur bedient statt an fremdsprachlicher, ist man dann nationalistisch? Man könnte ebensogut behaupten, es sei kulturell übergriffig, die *chinesische* Literatur für die japanischen Ära-Namen zu plündern. Etwa so, als wenn man sich im Karneval als Chinese oder "Indianer" verkleidet... Im Sinne des Verfassers könnte man behaupten, sich in solcher Verkleidung zu zeigen sei eine Demutsgeste an die zitierte Kultur. Das ist doch alles Tüünkram. Die Japaner machen jetzt was Japanisches, und ich finde das weiter nicht schlimm. Lass sie Bezeichnungen wählen, die ihnen gefallen.