Neuer Job für Ex-Bundespräsident Wulff: Die Sache mit dem Modelabel
Wie er es auch anstellt, irgendwas ist immer. Nach Stress um einen Hauskredit und Ehewirbel soll er nun einen fragwürdigen Posten anstreben.
Vielleicht ist das ein besonderer Coup in eigener Sache. Also nicht politisch oder finanziell, nein schlichtweg modisch. Christian Wulff, um den es hier geht, ist nicht bekannt für aufregenden Haute-Couture-Firlefanz. Man kennt den Ex-Bundespräsidenten und früheren CDU-Ministerpräsident von Niedersachsen vor allem im Anzug. Davon hat er ganz offensichtlich mehrere, in Grau, Blau, Schwarz. Dazu jede Menge Krawatten, in Dunkelblau und Weinrot, rot-weiß gestreift, hellblau-schwarz gestreift. Für den Konzertsaal bindet er sich gern mal eine Fliege um. Wenn er locker rüberkommen will, zieht er einen hellblauen Pullover übers hellblaue Hemd.
Ob das jetzt alles ganz anders wird und er sich – ganz hip – Kurzsocken anzieht und eine Jeans bis unter die Wade hochkrempelt, um Knöchel zu zeigen, wissen wir nicht. Was wir aber wissen, ist, dass der studierte Jurist bei einem Modelabel als Prokurist angeheuert hat. Das jedenfalls vermeldet Bild am Sonntag.
Was wir auch nicht wissen, ist, ob er sich das alles gut überlegt hat. Gerade hatte sich der Tumult um den 58-Jährigen gelegt, der nach Vorwürfen unter anderem um einen privaten Hauskredit 2012 als Bundespräsident zurückgetreten war. Auch seine Frau Bettina, die sich nach dem Skandal von ihm nicht nur getrennt, sondern noch mit einem Buch nachgetreten hatte, ist zu ihm zurückgekehrt. Alles prima also. Und nun kommt Yargici.
Das ist nicht irgendein Modelabel, sondern ein türkisches. Wie kann man in Zeiten heftigster Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei, in der JournalistInnen und MenschenrechtsaktivistInnen mit fadenscheinigen Begründungen verhaftet werden, für ein türkisches Unternehmen arbeiten? Es soll Wulffs eigene Idee gewesen sein, versichert der Geschäftsführer von Yargici Deutschland.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Ehrensold. 236.000 Euro soll Wulff laut BamS als Pension erhalten. Eine Summe, die extra so hoch sei, damit „ehemalige Staatsoberhäupter nicht gezwungen sind, sich etwas dazuverdienen zu müssen“, wie SPD-Vize Ralf Stegner kritisierte. Wie der Christian es auch anstellt – irgendwas ist immer.
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