Neuer HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz: Leisere Töne
Anstelle von Jonas Boldt soll Stefan Kuntz den Hamburger SV wieder in die Bundesliga führen. Passieren soll das mit einer positiv verstandenen Demut.
Das war seinem Vorgänger Jonas Boldt fünf Mal nacheinander misslungen, weswegen er seinen Job am Dienstag losgeworden war. Er übergibt dem 61 Jahre alten Pfälzer einen finanziell weitgehend gesundeten Verein, was neben Boldts Wirken an vielen Millionen von Investor Klaus-Michael Kühne und der Stadt Hamburg liegt.
Auch deswegen bleibt der HSV ein Klub, der zu gedanklichen Höhenflügen einlädt und für viele große Namen ein Thema zu sein scheint – die Möglichkeiten sind hier für Zweitliga-Verhältnisse paradiesisch, was auch an den Fans liegt, die in den Volkspark pilgern, als sei die zweite Bundesliga eine Champions League der Gescheiterten.
Gern hatte Boldt diesen Schulterschluss von Publikum und Verein für sich verbucht. Dabei ist es zumindest ein Teil der Wahrheit, dass sich viele Fußballanhänger grundsätzlich gegen Investorenklubs wenden und ihre eingetragenen Vereine unterstützen – der im Fall des HSV ja eine Fußball AG ist.
Steffen Baumgart bleibt Trainer
Kuntz warf keinen Blick zurück. Er wolle nicht die Fehler Anderer kritisieren. Er bedankte sich bei Boldt für eine ungewöhnlich gute Staffelübergabe, er teilte mit, dass der Trainer 2024/25 weiterhin Steffen Baumgart heißen werde – auch Nachwuchschef Horst Hrubesch und Sportchef Claus Costa bleiben im Amt. Er selbst komme ohne Team und vertraue der Schlagkraft der Geschäftsstelle. Zur Begrüßung spendierte er Franzbrötchen.
Er hatte sich in einem Kandidatenpool mit Oliver Bierhoff, Felix Magath, Ralf Rangnick und Jörg Schmadtke durchgesetzt, wobei nicht alle zur Verfügung gestanden hatten. Stefan Kuntz, der Menschenfänger, der als Trainer der deutschen U21 zweimal Europameister wurde, dessen Meriten als Vorstand in Kaiserslautern aber einige Jahre zurückliegen.
Kuntz sagte: „Ich komme nicht hierher und verändere alles. Der HSV hat Kontinuität reinbekommen und ist in den vergangenen Jahren ruhig rübergekommen. Es ist unnötig, alles umzudrehen.“ Das war auch ein Lob an die Kontrolleure, die von Magath und Schmadtke wohl anderes zu hören bekommen hatten.
Stefan Kuntz, der „Fußballromantiker“, hob die „außergewöhnliche Fankultur“ beim HSV hervor und streifte die Jahrzehnte seiner Tätigkeit im Profifußball: „Ich habe in Kaiserslautern Fritz und Ottmar Walter, Werner Liebrich, Horst Eckel kennenlernen dürfen. Beim HSV dann Uwe Seeler und Horst Hrubesch, der mir beim DFB den Rücken freigehalten hat. Das was diese Legenden eint, ist der positiv besetzte Begriff der Demut. Diese Form von Demut habe ich auch.“
Mal sehen, wie er das vorleben wird, denn dieses Attribut bringt man nicht automatisch mit dem HSV in Verbindung.
Manches blieb blumig, vieles wirkte sympathisch, ohne große Töne zu spucken: „Ich möchte mit dem HSV am 29. oder 31. Spieltag in der Lage sein, einen der ersten drei Plätze zu erreichen. Denn dann geht die Saison noch einmal von vorn los.“ Dass das nicht leicht wird, unterstrich Kuntz, indem er von „zwölf Mannschaften“ sprach, die aufsteigen wollen.
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