Der HSV und sein Investor: Kommt Kühne, kommt Kohle

Der Milliardär Klaus-Michael Kühne leiht dem klammen HSV Millionen für die Stadionrenovierung. Denn das Geld der Stadt hat der Club schon verpulvert.

Der Milliardär Klaus-Michael Kühne steht mit seiner Frau Christine im HSV-Stadion

Der Besuch des alten Herrn: der Milliardär Klaus-Michael Kühne im HSV-Stadion Foto: Christian Charisius/dpa

Noch mehr Kühne – na und? Für viele im und um den Klub hat der Geldgeber seinen Schrecken verloren. Natürlich hält er die meisten Anteile an der HSV Fußball AG. Es stimmt, er meldet sich immer wieder mit vernichtenden Urteilen aus der Schweiz.

Und es ist auch richtig, dass er die Rechtsform einer KGaA der einer AG vorzieht – weil der HSV dann mehr als 50 Prozent seiner Anteile verkaufen könnte, um an frisches Geld zu kommen. All das will, macht und wünscht sich Kühne nicht aus Altruismus. Sondern weil er unglaublich reich ist, keine Kinder hat und sein Geld in den HSV stecken will, vor allem als Fan, der aber auch mitreden will.

Bevor es um den dicken Fisch geht, die avisierten 120 Millionen Euro – der HSV ist zu Gesprächen um einen weiteren Einstieg Kühnes als Anteilseigner bereit – hat der 85-Jährige dem Verein nun ein Darlehen über 20 Millionen Euro gewährt. An diesem sind er und weitere, nicht genannte Geldgeber beteiligt. Mit diesem Geld plus zehn Millionen aus eigenen Mitteln will der HSV das Volksparkstadion sanieren für die Europameisterschaft 2024.

Das Dach, die Toiletten, die Lautsprecher, die Lüftung – die Uefa hatte eine umfangreiche Renovierung gefordert, sonst bekommt Hamburg keine EM-Spiele. Und da das Geld, das die Stadt dem Klub dafür gegeben hatte, 23,5 Millionen Euro, bekanntlich im „operativen Geschäft“ des HSV versunken sind, kommen die Millionen Kühnes einem vorweihnachtlichen Geschenk gleich.

Wo ein Verlierer ist, ist auch ein Sieger

Vielleicht wird das Darlehen später in Anteile an der AG umgewandelt, wer weiß. Über eine mögliche neue Rechtsform stimmen die Mitglieder im Januar 2023 ab. Nach all den gescheiterten Versuchen, wieder erstklassig zu werden – warum sollte der HSV Kühnes Angebote ausschlagen? Sind sie nicht vor allem eine Chance, an Geld, Spieler und ein besseres Stadion zu kommen?

Es ist eine Auseinandersetzung mit vereinspolitischem Kern: Denn die Stärkung Kühnes ist eine Schwächung Jansens. Der HSV-Präsident und Chef des Aufsichtsrates wollte eine Lösung ohne Kühne – der hatte Marcell Jansens Rückzug für „Leute, die von außen kommen“ gefordert. Und wo ein Verlierer Jansen ist, ist auch ein Sieger – Eric Huwer, der allseits gelobte Finanzboss des HSV. Er könnte bald in den Vorstand aufsteigen, das zumindest ist der Wille von Jonas Boldt, aktuell Alleinvorstand des HSV.

Boldt hält nichts von Jansen. Doch er ist von ihm abhängig, denn das Kontrollgremium mit Jansen an der Spitze entscheidet über die Verlängerung seines Vertrags, der in einem halben Jahr endet. Bis Weihnachten könnte auch der Aufstieg Huwers klargemacht werden. Es ist also viel Bewegung beim HSV, was wie so oft an Klaus-Michael Kühne liegt.

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