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Neuer Gesetzentwurf für Hartz IVSpannend wie bei der Lottofee

Ursula von der Leyen (CDU) möchte, dass die Regelsätze an die Lohn- und Preisentwicklung angepasst werden. Das treibt die Kosten hoch, warnen Haushaltspolitiker.

Uschi von der Leyen hat sich vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes überzeugt. Jetzt können die Hartz IV-Kugeln rollen. Bild: dpa

BERLIN taz | Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) macht die Verkündigung der neuen Regelsätze für Hartz-IV-EmpfängerInnen so spannend wie eine Ziehung der Lottozahlen. Am Montag wurde der Gesetzentwurf zur Reform der Grundsicherung bekannt. Die konkreten Zahlen, ob und wie denn nun die Regelsätze erhöht werden, sollen erst am kommenden Montag folgen.

Das Bundesverfassungsgericht hatte die geltenden Hartz-IV-Regelsätze im Februar als willkürlich gerügt und für verfassungswidrig erklärt. Ein Erwachsener bekommt derzeit 359 Euro im Monat plus Wohnkosten.

Klar ist bereits, dass die Regelsätze künftig nicht mehr gemäß der Rentenentwicklung erhöht werden sollen. Zu 70 Prozent soll sich die Erhöhung nach der Preisentwicklung, zu 30 Prozent nach der Steigerung der Nettolöhne richten. Auch weiterhin soll sich der Regelsatz am Ausgabeverhalten des unteren Fünftels auf der Einkommensskala orientieren. Aus dieser Referenzgruppe werden aber die Haushalte herausgerechnet, die bereits von Leistungen gemäß den Hartz-IV-Gesetzen leben, so der Gesetzentwurf. Bei der Neuberechnung der Regelsätze sollen unter anderem auch Kosten für einen Internetanschluss und höhere Ausgaben für den Nahverkehr berücksichtigt werden.

Um das ärmste Fünftel zu ermitteln, befragen die Statistiker alle fünf Jahre mehr als 60.000 Haushalte, die über einen Zeitraum von drei Monaten alle Ausgaben notieren. Dabei werden insgesamt 240 Posten abgefragt. Nicht alle diese Ausgaben werden in der Berechnung der Regelsätze für die Hartz-IV-Leistungen berücksichtigt.

Kinder und Jugendliche aus Familien im Hartz-IV-Bezug können künftig laut Gesetzentwurf über die Jobcenter Zuschüsse für Lernförderung, Schulmaterial, Klassenfahrten, Mittagessen und Freizeitaktivitäten erhalten. Die Kommunen können selbst entscheiden, in welcher Form diese Zuschüsse gewährt werden, ob als Chipkarten, Gutscheine oder über andere Antragsverfahren. Im Bundeshaushalt sind für diese Leistungen an Kinder im Hartz-IV-Bezug jährlich 480 Millionen Euro veranschlagt. Das sind umgerechnet rund 20 Euro pro Kind im Monat.

Die Kommunen werden laut Gesetzentwurf künftig auch ermächtigt, Grenzwerte und Pauschalen für regional angemessene Wohn- und Heizkosten festzulegen. Bei Pflichtverletzungen im Hartz-IV-Bezug müssen die Strafen innerhalb von drei Monaten nach Kenntnisnahme ausgesprochen werden. Am 20. Oktober soll das Bundeskabinett über das Regelwerk entscheiden, am 1. Januar 2011 soll das Gesetz in Kraft treten. Der Bundesrat muss dem Gesetz noch zustimmen.

Haushaltspolitiker der Koalition warnten vor höheren Regelsätzen. "Die Neuberechnung der Regelsätze droht zum echten Haushaltsrisiko zu werden", sagte ein Regierungsvertreter dem Handelsblatt. Das Finanzministerium fürchte, dass die Vorsorge von 480 Millionen Euro im Etat nicht reichen könnte.

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7 Kommentare

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  • W
    Wolfgang

    Leute, es wird ein Hartz IV - Boni !!

    Natürlich in reichlich abgespeckter Form, sozusagen ohne Speck!

  • DL
    Dr. Ludwig Paul Häußner

    Auf dem Weg zum bedingungslosen Grundeinkommen!

     

    Heribert Prantl schreibt in der heutigen SZ: "Wie viel darf ein Grundrecht kosten? ( ... ) Dürfen die Haushaltspolitiker dieses Minimum minimalisieren? Dürfen sie sagen, als Minimum für die Armen in diesem (reichen - Ergänzung LPH) Land gibt es das, was wir noch übrig haben? Dürfen sie sagen, dass sie das neue Grundrecht zwar dem Grunde, aber nicht der Höhe nachaktzeptieren - weil die Bankensanierung so viel Geld kostet!"

     

    1.000 Euro für jeden (so das neue Buch von Götz W. Werner und Adrienne Göhler) würden etwa dem monatlichen Pfändungsfreibetrag entsprechen. Wer weniger Einkommen erzielt, dem wird aufgestockt - über die persönliche Steueridentnummer.

     

    Mein ehemaliger Kollege, André Presse, von der Universität Karlsruhe (TH) hat in seiner Forschungsarabeit den Mehrbedarf für ein bedingungsloses Grundeinkommen in dieser Höhe gegenüber HARTZ IV ermittelt: schlappe 20 Milliarden Euro!!!

     

    Hier der Link zum kostenlosen Download:

     

    André Presse: Grundeinkommen: Idee und Vorschläge zu seiner Realiserug

     

    http://www.ksp.kit.edu/shop/advanced_search_result.php?XTCsid=5c14a57652fd8cc49099f9d2651c023d&keywords=André+Presse&x=0&y=0

     

     

    L.P. Häußner, Karlsruhe

  • J
    Jacki

    "Zu 70 Prozent soll sich die Erhöhung nach der Preisentwicklung, zu 30 Prozent nach der Steigerung der Nettolöhne richten"

    Welche Steigerung der Nettolöhne meint man hier ?

    Wenn man nicht gerade in einem Großkonzern mit Tarifbindung arbeitet steigen keine Nettolöhne, denn Brutto bleibt gleich minus ständig steigende Abgaben gleich weniger Netto, oder kann ich nicht rechnen ? Von dem gesunkenen Netto noch die steigenden Preise für alle Lebenshaltungskosten abgezogen macht noch weniger in der Tasche. Wer kümmert sich eigentlich um die Löhne in nicht tarifgebundenen Firmen, betrifft das nicht die Mehrzahl der Arbeitnehmer oder gehöre ich einer Minderheit an?

    Ich gönne jedem arbeitswilligen Hartz IV Empfänger mehr Geld, man kann sehr schnell dazu gehören, hauptsache man rechnet hier mit realistischen Zahlen.

    Diätenerhöhung und unzulässige Zuschlagszahlungen für Abgeordnete sind auch ständig in der Diskussion, vielleicht könnte man ja daraus mal einen Geldbetrag für sozial Bedürftige abzwacken.

  • K
    knt

    Ich schlage vor das neue Gesetz Leyen V zu nennen. Es ist nur fair damit diejenige zu Ehren die es verbrochen hat.

  • P
    pilm

    Warum nicht Grundeinkommen? Nur Mut Fr VDL!

     

     

    http://www.spd.de/de/pdf/2008_GWK_Grundeinkommen.pdf

     

    ------------------Grundeinkommen diskutieren!!--------------------

  • V
    vic

    Man nehme:

    Eine Prise Rente (stagniert), ein Teelöffel Real-Löhne (fallen kontinuierlich), und eine Messerspitze Verbraucherpreise (steigen verlässlich).

    Bin neugierig, wie Hartz IV am Ende schmeckt.

  • C
    Celsus

    Bei geliebten Haushaltsposten, selbst wenn diese die Miliardengrenze locker überschreiten, wird niemals über den Haushaltsetat gesprochen. Ich erinnere mal beispielsweise an die zweistelligen MIlliardenbeträge, die die Endlagerung von Atommüll auf Kosten des Bundes verschlingen, an Stuttgart 21, das Eingehen von Milliardenrisiken zu Lasten der Steuerzahler für die HRE und andere sinnlose Großprojekte.

     

    Anders bei Hartz IV: Hier wird um jeden noch so kleinen Betrag bis zum geht nicht mehr gefeilscht. Das verrät nicht die Haushaltskompetenz der schwarz-gelben Schuldenrekordler. Es verrät einfach nur die extreme soziale Kälte in umserem Land. Es verrät die Gesinnung der nicht-barmherzigen Nicht-Samariter.