Neuer Chef der spanischen Sozialisten: Comeback für Pedro Sánchez
Spanien Sozialisten wählen den früheren Vorsitzenden wieder an die Parteispitze. Das Votum ist eine Rebellion gegen den Parteiapparat.
Damals hatte ihn der Kleine Parteitag überstimmt. Sánchez vertrat weiter sein „Nein heißt Nein“ gegenüber den Konservativen. Das Gremium hingegen erklärte sich bereit, eine Minderheitsregierung der Partido Popular (PP) unter dem alten und neuen spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zu dulden. Sánchez ging. Ein geschäftsführender Parteivorstand wurde eingesetzt. Jetzt kommt der 45-Jährige dank der Basis zurück.
Knapp würde es werden, darüber waren sich alle Beobachter vor der Wahl einig. Sie täuschten sich. 50,2 Prozent der über 148.000 abgegebenen Stimmen gingen an Sánchez. Die Kandidatin des Apparats und Drahtzieherin bei jener Duldung der PP, die andalusische Landesmutter und dortige Parteivorsitzende Susana Díaz, erzielte nur 39,9 Prozent. Der Baske Patxi López musste sich mit weniger als 10 Prozent zufrieden geben. Insgesamt waren 187.000 Sozialisten wahlberechtigt.
Die Stimmen für Sánchez sind ganz klar eine Rebellion gegen den Apparat. Díaz setzte sich nur in ihrer Heimat Andalusien mit 63,2 Prozent durch. Sánchez erzielte immerhin 31,7 Prozent.
Díaz war mit dem Slogan „100 Prozent PSOE“ angetreten. Sie wurde von fast allen regionalen Parteivorsitzenden unterstützt. Die Altvorderen der Sozialisten wie Felipe González und José Luis Rodríguez Zapatero sowie namhafte Exminister unterstützten sie.
Ein Blick auf Unterschriften, die die Kandidaten sammeln mussten, um antreten zu können, zeigt das ganze Debakel von Díaz. Sie präsentierte statt der erforderlichen 9.000 rund 62.000 Bürgschaften. Jetzt wurde sie nur von 59.000 Mitgliedern gewählt.
„Der Regierungschef fürchtet eine einige PSOE“, erklärte Sánchez am Wahlabend unter Applaus im Saal und auf der Straße, wo Hunderte seiner Rede per Lautsprecher folgten. Der Parteitag im Juni werde „nach vorn schauen“ und nicht alte Fehden austragen, versprach er am Wahlabend. Schon einmal – nach gewonnen Urwahlen 2014 – hatte Sánchez seine Wahl zum Parteichef als „Anfang vom Ende von Mariano Rajoy“ gepriesen. Es ging schief. Bei den Parlamentswahlen ein Jahr später und vorgezogenen Neuwahlen 2016 erzielte Sánchez nur noch die Hälfte der Stimmen, die Rodríguez Zapatero in den Regierungspalast gebracht hatten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern