Neue und alte Regierungschefin in Island: Jakobsdóttir macht weiter
Die Vorsitzende der Links-Grünen wird zum zweiten Mal Regierungschefin in Island. In der Koalition ist ihre die kleinste der drei Parteien.
Vor ihrer Popularität kapitulierten auch Bjarni Benediktsson, der Vorsitzende der Selbständigkeits-, und Sigurður Ingi Jóhannsson, der Chef der Fortschrittspartei. Sie bilden mit den Links-Grünen die Koalition, und beide verzichteten darauf, trotz besserer Ergebnisse für ihre Parteien, der charismatischen Katrín den Posten streitig zu machen.
Eine Wahlanfechtung hatte die Regierungsbildung ohnehin schon zwei Monate verzögert. Man ist pragmatisch in Island. Auch die Tatsache, dass die Partei der Ministerpräsidentin die einzige im Parlament ist, die einen Nato-Austritt des Landes will, ist für die Koalitionszusammenarbeit und für sie als Regierungschefin kein Hindernis.
Das Geheimnis der nach der Sozialdemokratin Jóhanna Sigurðardóttir zweiten Frau an der Spitze einer isländischen Regierung, die nun in der Links-rechts-Regierung mit Konservativen und Liberalen so unangefochten die Hitliste der beliebtesten PolitikerInnen anführt? „Ich sage einfach, was ich denke“, meint die 45-Jährige selbst dazu. „Entweder den Menschen gefällt das und sie stimmen für mich. Oder sie lassen es eben bleiben.“
Die erste Partei mit Klima und Umwelt als Priorität
Nach einem Sprachenstudium und einer Dissertation über den Krimiautor Arnaldur Indriðason arbeitete sie als Universitätslektorin und als Autorin beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bevor ihr politisches Engagement die meiste Zeit einnahm. „Weil sie die erste Partei war, die Klima und Umwelt als Priorität hatte“, sei sie mit 26 Jahren den Links-Grünen beigetreten. Schon zwei Jahre später war sie stellvertretende Parteivorsitzende und wurde 2007 erstmals ins Parlament gewählt. Von 2009 bis 2013 war sie Ministerin für Erziehung und Kultur. 2013 übernahm sie dann auch den Parteivorsitz der „Vinstri græn“.
So eine breite Regierung von ganz links bis ganz rechts zusammenzuhalten, sei schon „recht anstrengend“, gesteht sie: „Aber ich bin nicht jemand, der aufsteht und die Tür zuknallt, wenn Verhandlungen mal nicht laufen. Ich liebe es, mich zu einer Lösung und zu Kompromissen hin zu diskutieren.“ Ja, in der letzten Legislaturperiode seien es ein wenig zu viel Kompromisse gewesen: „Aber für mich heißt Politik das zu erreichen, was möglich ist.“
Ihre Freizeit? „So weit ich die überhaupt habe, versuche ich so viel Zeit wie möglich mit meinem Mann und den drei Söhnen zu verbringen. Wir sind viel in der Natur und dann bin ich ein ausgesprochener Krimifan.“ Nordic Noir natürlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Filmförderungsgesetz beschlossen
Der Film ist gesichert, die Vielfalt nicht