Neue und alte Regierungschefin in Island: Jakobsdóttir macht weiter
Die Vorsitzende der Links-Grünen wird zum zweiten Mal Regierungschefin in Island. In der Koalition ist ihre die kleinste der drei Parteien.
![Die isländische Premierministerin Katrin Jakobsdottir Die isländische Premierministerin Katrin Jakobsdottir](https://taz.de/picture/5250742/14/Portrait-Katrin-Jakobsdottir-Island-1.jpeg)
Vor ihrer Popularität kapitulierten auch Bjarni Benediktsson, der Vorsitzende der Selbständigkeits-, und Sigurður Ingi Jóhannsson, der Chef der Fortschrittspartei. Sie bilden mit den Links-Grünen die Koalition, und beide verzichteten darauf, trotz besserer Ergebnisse für ihre Parteien, der charismatischen Katrín den Posten streitig zu machen.
Eine Wahlanfechtung hatte die Regierungsbildung ohnehin schon zwei Monate verzögert. Man ist pragmatisch in Island. Auch die Tatsache, dass die Partei der Ministerpräsidentin die einzige im Parlament ist, die einen Nato-Austritt des Landes will, ist für die Koalitionszusammenarbeit und für sie als Regierungschefin kein Hindernis.
Das Geheimnis der nach der Sozialdemokratin Jóhanna Sigurðardóttir zweiten Frau an der Spitze einer isländischen Regierung, die nun in der Links-rechts-Regierung mit Konservativen und Liberalen so unangefochten die Hitliste der beliebtesten PolitikerInnen anführt? „Ich sage einfach, was ich denke“, meint die 45-Jährige selbst dazu. „Entweder den Menschen gefällt das und sie stimmen für mich. Oder sie lassen es eben bleiben.“
Die erste Partei mit Klima und Umwelt als Priorität
Nach einem Sprachenstudium und einer Dissertation über den Krimiautor Arnaldur Indriðason arbeitete sie als Universitätslektorin und als Autorin beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bevor ihr politisches Engagement die meiste Zeit einnahm. „Weil sie die erste Partei war, die Klima und Umwelt als Priorität hatte“, sei sie mit 26 Jahren den Links-Grünen beigetreten. Schon zwei Jahre später war sie stellvertretende Parteivorsitzende und wurde 2007 erstmals ins Parlament gewählt. Von 2009 bis 2013 war sie Ministerin für Erziehung und Kultur. 2013 übernahm sie dann auch den Parteivorsitz der „Vinstri græn“.
So eine breite Regierung von ganz links bis ganz rechts zusammenzuhalten, sei schon „recht anstrengend“, gesteht sie: „Aber ich bin nicht jemand, der aufsteht und die Tür zuknallt, wenn Verhandlungen mal nicht laufen. Ich liebe es, mich zu einer Lösung und zu Kompromissen hin zu diskutieren.“ Ja, in der letzten Legislaturperiode seien es ein wenig zu viel Kompromisse gewesen: „Aber für mich heißt Politik das zu erreichen, was möglich ist.“
Ihre Freizeit? „So weit ich die überhaupt habe, versuche ich so viel Zeit wie möglich mit meinem Mann und den drei Söhnen zu verbringen. Wir sind viel in der Natur und dann bin ich ein ausgesprochener Krimifan.“ Nordic Noir natürlich.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm