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Neue ZDF-Serie „Fett und Fett“Münchner Lässigkeit

Die Serie entwickelten zwei Filmstudenten eigentlich nur aus Spaß. Nun findet sie eine lohnende Fortsetzung im Nachtprogramm.

„Ich mach dir ’n Kaffee. Oder wir baden zusammen?“ Foto: Johannes Brugger/ZDF

„Was ist Ihr Problem?“, fragt die Therapeutin. „Bei mir ist, glaub ich, so im Prinzip alles okay“, sagt der Jaksch. Aber er ist halt so einer von der eher antriebslosen Sorte, nicht besonders durchsetzungsstark. Wenn ihm eine immer noch erboste Ex hinterherruft, er solle bitte ’ne Therapie machen, dann macht er das eben auch. Er erzählt der Therapeutin von dem Abend vor dem Vorstellungsgespräch: „Und dann dachte ich aber so: Ja, wenn ich jetzt heute nicht ausgehe, verpasse ich vielleicht an genau dem Abend in der Bar die große Liebe. Die könnte ich da ja kennenlernen.“

Der alkoholisierte Atem war dann aber gar nicht mal das Hauptproblem im Vorstellungsgespräch beim Intendanten der Münchner Kammerspiele Matthias Lilienthal, gespielt vom Intendanten der Münchner Kammerspiele Matthias Lilienthal. Lilienthal: „Ich find es wichtig, dass man irgend ’ne Subjektivität hat.“

Die Therapeutin wendet sich entnervt an den Zuschauer: „Ich war doch nicht sechs Jahre auf der Uni und vier Jahre in der Ausbildung, um mir hier die Probleme von einem Dreißigjährigen nach dem anderen anzuhören, denen es eigentlich gut geht, die sich aber alle darüber beschweren, dass sie nicht wissen, was sie wollen, sich nicht entscheiden können und sich nicht trauen, ihre Bedürfnisse zu äußern. Wer will denn so was hören?! Wer will denn so was sehen?!“

Die Serie

„Fett und Fett“, ab Montag, 14.10., ZDF, 0.15 Uhr, und in der ZDF-Mediathek

Und ob man so was sehen will. Denn es ist ein kaum noch für möglich gehaltener Glücksfall im zweiten Programm. Wie viele als hippe „Webserie“ gelabelte Miniserien über die Befindlichkeiten der Bewohner von Berliner WGs hat es da schon gegeben? „Just Push Abu­ba“, „Nix Festes“. Gefühlt müssen es noch etwa 15 mehr gewesen sein. Die waren alle nicht ganz schlecht, aber eben auch arg angestrengt auf eine Zielgruppe gemünzt, die gar nicht mehr weiß, wofür die Buchstaben Z, D und F überhaupt stehen.

Das Lamento der Therapeutin

Und jetzt also: „Fett und Fett“. Jetzt also: der Jaksch. Ein Name ist das wie: Tscharly. Der Held aus Helmut Dietls erster Fernsehserie „Münchner Geschichten“ (1974). Das Lamento der Therapeutin hört sich an wie eine Referenz auf den Titel des Buchprojekts von Maximilian Glanz, des Helden aus Dietls zweiter Serie („Der ganz normale Wahnsinn“, 1979): „Woran es liegt, dass der Einzelne sich nicht wohl fühlt, obwohl es uns allen so gut geht.“

Und die Arglosigkeit, mit der dieser Jaksch durch die Münchner Straßen und Nachtlokale streift – oder auch mal nur mit der Badehose am Körper quer durch die Stadt radelt –, lässt sofort an den „Monaco Franze“ (1983) denken, Dietls dritten Serienstreich. Als gelernter Berliner war man jedenfalls fest davon überzeugt, dass die lässigen Tage Münchens lange vorbei sind.

Welch ein Irrtum! Vielleicht liegt es daran, dass „Fett und Fett“ nicht in so einem hauseigenen Kreativlabor des ZDF konstruiert wurde. Sondern von zwei Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film München, so geht die Legende, aus einer Laune heraus in der Transsibirischen Eisenbahn geboren wurde. Dass Chiara Grabmayr (Buch und Regie) und Jakob Schreier (Buch und Jaksch) die – zunächst fünfteilige – Serie dann auch gleich auf eigene Faust auf die Beine und bei Vimeo reingestellt haben.

Die Figur Jaksch erinnert an einen Helmut-Dietl-Helden

Wo sie die ZDF-Scouts dann nur noch entdecken und in die ZDF-Mediathek rüberschieben mussten. Dort wird sie jetzt unter dem Label „Was zuvor geschah“ als Prequel verkauft, nur damit die sechs unter Aufsicht und mit dem Geld des ZDF neu gedrehten Folgen als „Staffel 1“ quasi zur Primetime des Nachtprogramms (um 0.15 Uhr) im linearen ZDF-Fernsehen schon vorher gezeigt werden können.

Aber die Lässigkeit, die Melancholie, die Unbeschwertheit, die Selbstverständlichkeit, die sagenhafte Echtheit der wunderbaren Dialoge blieb erhalten. Diese Sätze von Hanna (Isabella Wolf), bei der Jaksch eigentlich nur eine Waschmaschine abholen wollte, könnten in die deutsche Fernsehgeschichte eingehen: „Ich mach dir ’n Kaffee. Oder wir baden zusammen?“

Die Waschmaschine muss weg, weil Hanna nach Berlin umzieht. Und weil Jaksch sie da besucht, spielt die Serie dann übrigens doch noch in Berlin – wo ihr, anders als dem (unterstellten) Vorbild Helmut Dietl mit seinem letzten Film, die Lässigkeit auch nicht abhandenkommt.

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