Neue Vorwürfe gegen Alliot-Marie: Geiz ist geil

Die französische Außenministerin hat bei einem Tunesienurlaub einen Privatjet benutzt. Angeblich soll das Flugzeug dem Schwager des gestürzten Staatschefs Ben Ali gehören.

Mag es gerne gratis: Michèle Alliot-Marie. Bild: dpa

PARIS taz | Die französische Außenministerin Michèle Alliot-Marie (MAM) hat während ihres Tunesienurlaubs am Jahresende nicht nur einmal kurz einen Privatjet eines befreundeten Geschäftsmanns benutzt, sondern dessen Entgegenkommen danach erneut für einen Ausflug in die Wüste in Anspruch genommen. Das war nicht nur angenehmer, sondern ermöglichte es ihr, die Fahrt durch bereits von Unruhen verunsicherte Provinzstädte zu vermeiden.

Noch immer scheint MAM aber erstaunt zu sein, dass ihr jemand deswegen Vorwürfe macht. In ihren Ausreden kam nicht nur eine für eine Außenpolitikerin erschütternde Ignoranz bezüglich der jüngsten Ereignisse zutage, jetzt werden ihre Rechtfertigungsversuche auch durch neue Enthüllungen erschüttert.

So soll das Flugzeug, das sie zugegebenermaßen zweimal umsonst benutzt hat, nicht dem Geschäftsmann Aziz Miled gehören, dessen Guthaben in der Schweiz wegen seiner Nähe zur Familie von Exdiktator Ben Ali blockiert wurde, sondern seinem Partner Belhassen Trabelsi, dem Schwager des gestürzten Staatschefs. Auch soll dieser Privatjet laut dem Online-Magazin Mediapart bei der überstürzten Flucht des Ben-Ali/Trabelsi-Clans gedient haben, da der letzte bekannte Flug am 14. Januar von Tunis nach Sardinien und von dort zu einem unbekannten Ziel geführt habe.

Darüber hinaus stellt sich wegen der Gratisflüge die Frage, ob es nicht ganz einfach unzulässig ist, dass Regierungsmitglieder solche Geschenke von Privaten annehmen. Wo ist der Unterschied zwischen einem "Bakschisch" in bar und einem Flug, der mehrere tausend Euro kosten würde? Nur wäre da Präsident Sarkozy der Falsche, um Ministern Vorträge über Moral zu halten oder Vorwürfe zu machen, weil er sich selbst privaten Urlaub auf der Jacht des befreundeten französischen Geschäftsmanns Vincent Bolloré oder in Palästen der Monarchen von Jordanien und Marokko spendieren ließ.

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