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Neue StudiePlanet ohne Affen

Fast die Hälfte aller Affenarten ist vom Aussterben bedroht. Ursachen sind die Abholzung von Regenwäldern, aber auch die Jagd auf Affen.

Wenn es so weiter geht, lacht diese Affenfamilie nicht mehr lange. Bild: dpa

Unbekannte Gorillas entdeckt

Die gute Nachricht: In abgelegenen Wäldern im nördlichen Kongo sind mehr als 125.000 Gorillas entdeckt worden, die bisher unbekannt waren. Damit werde die bisherige Bestandsschätzung für den Westlichen Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla) zumindest verdoppelt, teilten Primatenforscher am Dienstag mit. "Das ist eine sehr bedeutsame Entdeckung", sagte die zu dem Forscherteam gehörende Biologin Emma Stokes. "Sie wurden bisher nicht registriert, weil sie in sehr entlegenen Gebieten leben, die kaum zugänglich sind." Die neue Studie wurde von der Wildlife Conservation Society in New York und der kongolesischen Regierung vorgenommen. Der Westliche Flachlandgorilla ist eine von vier Unterarten des Gorillas, die sämtlich als akut gefährdet eingestuft werden. Stokes warnte, dass die neue Bestandsschätzung nicht dazu verleiten dürfe, die Erhaltung des Gorillas nun als gesichert zu betrachten. Die Menschenaffen seien weiterhin bedroht. ap

Das Rotsteißlöwenäffchen könnte zu den wenigen gehören, die Glück haben. Seit fünf Jahren ist es nicht mehr vom Aussterben bedroht, sondern nur noch stark gefährdet. Es geht ihm - Fell schwarz, Hinterbeine und Gesäß rötlich braun - besser. Wissenschaftler hoffen, das Äffchen retten zu können, das im Westen des brasilianischen Bundesstaates São Paulo lebt. Das ist gegen den Trend.

Denn: Fast die Hälfte der 634 auf der Erde lebenden Primatenarten sind vom Aussterben bedroht. Das erklärten Wissenschaftler am Dienstag auf einem Kongress der Internationalen Primatologischen Gesellschaft in Edinburgh. Zu der Gattung der Primaten gehören alle Arten von Affen und Halbaffen. Biologisch sind sie die nächsten Verwandten des Menschen.

Es ist der umfangreichste Bericht seit zwölf Jahren. Hunderte von internationalen Wissenschaftlern haben ihre Studien über die Gefährdung der Affen zusammengetragen. Ergebnis: Vor allem die Affen in Asien und Afrika sind akut bedroht.

"Was in Südostasien passiert, ist schrecklich", sagt Jean-Christophe Vie, der stellvertretende Vorsitzende des Artenschutzprogramms der Internationalen Naturschutzorganisation IUCN. So werden etwa in Vietnam und Kambodscha Gibbon-Affen gejagt, um sie als Haustiere oder zur Herstellung traditioneller Medizin nach China zu verkaufen. Eine derart starke Bedrohung wie bei den Primaten sei bislang bei keiner anderen Tierart festgestellt worden.

In Afrika sind schon seit Jahren alle Gorilla- und Schimpansenarten sowie der Bonobo-Affe gefährdet. Doch während diese Primaten eine recht große Aufmerksamkeit bei Naturschützern und in den Medien genössen, sei der kleinere Stummelaffe schon ausgestorben, sagt der Artenschützer Russell A. Mittermeier, Chef von Conservation International.

Die Experten halten den Schutz des Regenwalds für die wichtigste Aufgabe, um das Überleben der Primaten zu sichern. Der aber wird immer stärker für Sojafelder oder Ölpalmenplantagen gerodet. Asiaten nutzen das Palmöl zum Beispiel zum Kochen wie Europäer das Olivenöl. Es landet aber auch in Kosmetika und Margarine für den europäischen Markt. Und seitdem es auch als Treibstoff genutzt wird, werden immer mehr tropische Bäume gefällt. Von Region zu Region sind die Gefährdungen verschieden.

Volker Homes, Artenschutzexperte des Umweltstiftung WWF macht für Orang-Utans, die auf den südostasiatischen Inseln Sumatra und Borneo leben, ein besonderes Risiko aus: "Sie fressen die Ölpalmen. Darum werden sie als Schädlinge betrachtet und abgeschossen."

Sandra Altherr von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife meint: "In Afrika werden die Regenwälder gefällt, damit der Weltmarkt mit billigem Sperrholz versorgt wird." Das mache den Primaten dort besonders zu schaffen. Außerdem sei die Jagd nach "Bush-Meat", dem Fleisch wilder Tiere, für die Affen in Afrika und Südamerika eine der größten Gefahren. "Affen werden auf Märkten angeboten, manchmal als Ganzes geräuchert." Altherr appelliert an die Verbraucher: "Kaufen Sie nur Möbel aus nachhaltiger Holzwirtschaft", also möglichst mit Ökosiegel. Und sie plädiert dafür, weniger Fleisch zu essen, damit weniger Soja verfüttert wird.

Welche Rolle Affen für das Ökosystem spielen? Homes erklärt: "Sie fressen die Früchte im Regenwald und verteilen die Samen." Er findet allerdings, dass es nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ethische Frage sei, Affen zu schützen. Homes: "Gut 98 Prozent der Schimpansengene stimmen mit Menschengenen überein."

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1 Kommentar

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  • A
    Antonietta

    Es steht nicht gut um die Überlebenschancen unserer nächsten Verwandten: Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans oder Bonobos: alle Primatenarten sind in ihrer Existenz in unterschiedlichem Maße durch den Menschen bedroht! Vermutlich existieren nur noch 23.000 Orang-Utans und jeweils 100.000 Gorillas und Schimpansen. Ihr Überleben ist vor allem durch die zunehmende Zerstörung der tropischen Regenwälder gefährdet: Diese Wälder werden von 90% aller Menschenaffen genutzt. Aber nicht nur die regenwaldbewohnenden Primaten sind betroffen. Das Bevölkerungswachstum in den Staaten Afrikas, Süd- und Mittelamerikas sowie Asiens schränkt auch die übrigen Lebensräume stark ein. Außerdem sind die Affen eine beliebte Beute bei Tierhändlern und Jägern. Ihr Fleisch gilt in Afrika als Delikatesse. Die in den letzten Jahrzehnten entstandene Kommerzialisierung des "Bushmeat"-Handels ist auf das Bevölkerungswachstum, die zunehmende Verstädterung und weltweite Industrialisierung zurückzuführen. "Nebenprodukte" sind die Waisen, deren Mütter getötet wurden. Die Jäger nehmen sie als Spielzeuge für ihre Kinder mit oder verkaufen sie. Die meisten sterben nach wenigen Tagen qualvoll und traumatisch an Krankheit, Fehl- und Unterernährung.