Neue Studie zur Überfischung: Meere noch leerer als gedacht
Fischer haben die Meere weitaus stärker ausgebeutet, als es die UN-Ernährungsorganisation angenommen hat. Greenpeace sagt: nur Karpfen gehen klar.
„Der Haupttrend der weltweiten Meeresfischerei ist nicht ‚Stabilität‘, wie die FAO vorsichtig nahelegte, sondern Niedergang“, stellen die Forscher in einem Aufsatz für die Zeitschrift Nature fest. Der Rückgang der Mengen sei nicht den Fangquoten zuzuschreiben, wie sie in Nordamerika und Europa eingeführt wurden, sondern deute auf schwindende Bestände hin. Angesichts der Bedeutung von Fisch für die Nahrungsversorgung sei das bedenklich.
Pauly war bei der Analyse der FAO-Daten darauf gestoßen, dass viele wichtige Faktoren unberücksichtigt blieben, wie Angaben über bestimmte Arten oder illegale Fischerei. „Das machte mir Angst, weil mir klar wurde, dass das nicht die Ausnahme war, sondern die Regel“, sagte er Nature. Pauly startete einen Aufruf, die Statistik von Grund auf zu überarbeiten. Weltweit wühlten sich Forscher durch alte Regierungsakten und Hafenbücher. Sie analysierten Luftbilder, interviewten Fischer und werteten Forschungsberichte aus.
Das Ergebnis: Laut FAO wurden zwischen 1950 und 2010 mit 86 Millionen Tonnen im Jahr 1996 am meisten Fisch gefangen. Danach ging die Ausbeute leicht zurück. Nach den Erkenntnissen der Forscher betrug die Fangmenge jedoch im Spitzenjahr 1996 rund 130 Millionen Tonnen und ging dreimal so stark zurück wie von der FAO angenommen.
Die neuen Erkenntnisse sind ein starkes Argument für die Faustregeln, die die Umweltorganisation Greenpeace mit der Veröffentlichung ihres neuesten Einkaufsratgebers Fisch ausgesprochen hat: selten Fisch und Meeresfrüchte essen, bewusst Fische nachhaltiger Herkunft kaufen, den Handel auf Rot eingestufte und schlecht gekennzeichnete Produkte hinweisen.
Ausgerechnet der wenig beliebte Karpfen ist nach Einschätzung von Greenpeace der einzige Fisch, der bedenkenlos gegessen werden kann. Den Verzehr von Hering und Wels stuft die Umweltorganisation als vertretbar ein. Verzichten sollten Konsumenten auf Aal, Rotbarsch, Makrele, Seehecht – und Alaska-Seelachs, aus dem die meisten Fischstäbchen bestehen. In die Bewertung flossen auch die Umweltauswirkungen der Fischerei ein.
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