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Neue Studie zu ChancenungleichheitNachteil Migrationshintergrund

Viele Lehrer halten Muslime für weniger „bildungsorientiert“. An türkischstämmige Kinder haben sie geringere Anforderungen. Das muss sich ändern.

Kinder mit Migrationshintergrund könnten negative Stereotypen verinnerlichen, befürchten Experten Foto: dpa

Berlin epd | In Deutschland haben Schüler mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund offenbar geringere Bildungschancen als Kinder ohne ausländische Wurzeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag präsentierte gemeinsame Studie des Sachsverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) und des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM). Untersucht wurden die Einstellungen und Erwartungen von Lehrern mit Blick auf die vielfältiger werdende Schülerschaft.

Demnach bestehen unter Lehrern Vorbehalte gegenüber Personen mit muslimischem Hintergrund. So seien nur 61 Prozent der befragten Lehrkräfte der Meinung, Muslime seien genauso bildungsorientiert wie andere Personen, erklärten die Wissenschaftler. Zudem seien die Leistungserwartungen von Lehrkräften für Kinder aus türkeistämmigen Familien geringer als für Kinder ohne Migrationshintergrund. Diese verzerrten Erwartungen wirkten sich auch auf das Handeln der Lehrkräfte im Unterricht aus und könnten die Lernerfolge der betroffenen Kinder beeinflussen, so die Wissenschaftler.

Zudem könnten Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund negative Stereotype, die sie in ihrem Umfeld beobachten, selbst verinnerlichen und so schlechtere Leitungen erbringen, hieß es weiter. Die Experten forderten Gegenmaßnahmen, um den Bildungserfolg von Schülern mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund zu verbessern.

Für ihre Ergebnisse hatten die Forscher den Angaben zufolge Daten aus drei Studien ausgewertet und teilweise selbst Daten erhoben. Gefördert wurde das Kooperationsprojekt von der Stiftung Mercator.

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11 Kommentare

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  • Gespräch zur Bildungsorientierung mit einem Freund (vor einem Jahr):

     

    Fr: Meine Tochter soll Abitur machen, damit sie alle Chancen hat.

    Gerade ist sie aber in der 3. Klasse und hat zu schlechte Noten.

    Ich: Kümmere dich doch mehr um sie.

     

    Eine Woche später:

    Fr: Hab es ihr klar gemacht, dass es wichtig ist. Sie will aber nicht.

    Ich: Was hast du gemacht?

    Fr: Hab sie angeschrien. Sie versteht das einfach nicht.

     

    ... usw...

     

    Es kommt bei der Erziehung der Kinder auch auf das Wie an. Und das kann man statistisch nicht so leicht messen.

  • Die verminderten Bildungschancen von türkisch- und/oder arabischstämmigen Schülern ergeben sich weniger aus Ressentiments der Lehrer gegen diese Schüler, sondern aus den Erwartungen ihrer Eltern an die schulische Bildung an sich.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      Schulen sollten ausgleichend gegensteuern und wollen dies auch.

      Aber Sie glauben nicht, wie viel unterschwellig Rassistisches in vielen Lehrerköpfen vor sich hinvegetiert. Dumm nur, dass die meisten nichts von ihren diesbezüglichen Defiziten mitbekommen.

      Ich weiß, wovon ich schreibe...

      • @571 (Profil gelöscht):

        Danke. Klare Worte.

         

        Dann mal einer aus der angestaubten

        Lamäng. Neu ist dieser perverse Dünkel nämlich nicht - kerr!

         

        Flüchtlingskinder - aber post WK II.

        Start - Klassischer Arbeitervorort in HL

        Damit. Gestopft voll - einschl. Kasernenen Baracken & Nissenhütten!

        Der wunderbare Lehrer Reichwald -

        Schaffte es - es wurde mehrheitlich russisch polnisch lettisch & das unverwechselbare "ockspreußisch" (Klickerklacker an Waaren!) gesprochen - daß alle gut bis leidlich deutsch sprachen.

        Heute noch - Hut ab.

         

        Am Gumminasium Nr. 1 - HL.

        War ich bis einschl. 2x Backenleiben -

        Entsprechend einsortiert -

        Weil dorten s.o. am Anfang noch wohnhaft! Gern auch bei Mitschülern -

        Aber Hallo! Leichtes Echo selbst beim 50 "Richter? Wußte gar nicht - daß der was anderes konnte - außer Rudern!;))

        &

        Oh Wunder.

        Als ming Ohl mir den Arsch rettete -

        "Der kann ja besser latein&griechisch wie wir!" Der Herr Koofmich - wa!

        War ich bis Abi - in 3. Gen. auf der Penne - trotz allem kackfrechem Widerborst - doch doch -

        Untouchable!

         

        So & ähnlich via strohdummen

        Geht's scheints in vielen

        Lehrerhirnen noch heute zu! &

        Bitter genug - Wie mir meine

        LerscheFreundin erbost berichtete -

        Nimmt solche Denke selbst an -

        Gesammtschulen - dank der Smarties -

        Dreist zu!

        Vorsortieren & Abservieren -

        Feiert fröhliche - Gern schwatz-grün getunte Urständ!

        Rein tonn katolsch warrn!

      • @571 (Profil gelöscht):

        Diese Erfahrung habe ich noch nicht gemacht. Aber wenn Sie es so beurteilen, mag es so sein.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Nikolai Nikitin:

          Es ist nicht so, dass ich die Zustände einfach "so beurteile".

          Leider ist es mir nicht mehr möglich, hier in die Details zu gehen.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Kinder mit Migrationshintergrund sollten auch einen Anspruch auf leserliche und gut strukturierte, statt verschmierte und einfallslose Tafelanschriebe haben.

     

    So gut wie nie bekommt die Leserschaft Pressefotos von einigermaßen geputzten und schülergerecht beschriebenen Wandtafeln zu Gesicht.

     

    Muss scheint 's so sein...

    • @571 (Profil gelöscht):

      Dann kommt es Ihnen ja entgegen, dass die Zeit der Kreidetafeln langsam vorbei ist.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @rero:

        Nicht wirklich, bin schon seit Jahren außen vor.

        Meine Erfahrungen: Mit Kreidetafeln lässt sich sehr kreativ und spontan arbeiten und Stundenverläufe lassen sich mithilfe der Tafel handwerklich entwickeln und dokumentieren.

        Das Archaische an der dunkelgrünen Tafel hat mich immer gereizt und herausgefordert. Für die saubere Tafel sorgte aus eigenem Interesse die Schülerschaft. Um den "Tafeldienst" haben sich die Kinder regelrecht gerissen, war ja auch immer so eine Art "Schwamm-drüber-Erlebnis".

        Dass die Wandtafel auf Pressefotos stets schlecht wegkommt, scheint beabsichtigt. Verdient hat sie es nicht.

        • @571 (Profil gelöscht):

          ;)) - & Abwischen - gemach - gell!

           

          Unvergeßlich Mathe Papa Günther -

          Der immer wieder selbstvergessen

          Sein Taschentuchkreidestaubwolke

          Aus seinem ewig grauen Jackett zog &

          Wir hatten noch nichemal den Schwamm versteckt!;))

          (ps Nachsitzen bei ihm - anderwo mal skizziert - einsame Spitze!;)))

          Die Physiksammlung von Gnaden -

          (Werner v. Siemens - alles klar?!)

          Kann ich - wie grad noch demonstriert -

          Noch heute fast ganz auswendig!

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Gibt es sie noch, diese genialen Käuze?