Neue Musik aus Berlin: Krachig, rockig, dadaesk

The Doctorella geht auf Mondjagd: Die Band um die Schwestern Grether lässt auf ihrem neuen Album rockige Sounds auf Chansontexte ineinander crashen.

Sandra und Kersty Grether von The Doctorella schauen in die Kamera. Die Schwester links hält eine große Blume mit roter Blüte in der Hand, die Schwester rechts trägt ein T-Shirt, auf deim eine Blume mit lila-pinken Blättern abgebildet ist. Hinter ihnen hängt ein blau-schwarzes Gemälde, auf dem ein Vollmond zu erkennen ist.

Kennen sich mit Mondsucht aus: The Doctorella Foto: The Doctorella

Doctorella sind jetzt The Doctorella – was in Anlehnung an all die „The“-Bands, die durch die Popgeschichte geistern, auf den rockigeren Sound ihres dritten Albums verweist. Klangen frühere Veröffentlichungen noch nach eher Chanson-Pop, setzt sich die Band um Sandra und Kersty Grether auf produktive Weise diesmal fast demonstrativ zwischen alle Stühle:

Dream-Pop meets Indie-Noise, und darin verwebt finden sich erstaunlich eingängige Melodien – wobei Sandra für die etwas krachigeren Songs, etwa das dengelnd mäandernde „Saint White Male“ verantwortlich ist. Und Kersty für die etwas chansonhafteren, etwa „Cliffhanger“. Dessen Text bleibt schön verrätselt und entwickelt trotzdem seinen Sog.

Rumpelig und leicht neben der (Gesangs)-Spur wirken jedoch alle die vielen Register, die das Album aufruft. Neben den Schwestern, die sowohl als Autorinnen wie auch als Musikerinnen Katalysatorinnen des Popfeminismus deutscher Prägung sind und zudem die Veranstaltungsreihen „Ich brauche eine Genie“ und „Krawalle und Liebe“ hosten, gehört Sascha Rohrberg, der manchmal Bass und manchmal Gitarre spielt, zur Band. Ebenso wie der neu dazu gekommene Schlagzeuger Daniel Benyamin; er ist zugleich auch der Produzent des Albums.

The Doctorella: „Mondscheinpsychose, Bordsteinrose“ (Bohemian Strawberry / Broken Silence); Record-Release am 25.10 zur „Ich brauche eine Genie“-Gala, 19.30 Uhr, Kantine am Berghain; Kersty Grether liest aus ihrem Buch „Bravo Bar“, 11.10. in der Bar Hier wo du strahlst

„Der Text ist immer noch unsere Party! Lyrisches Empowerment ist uns genau so wichtig wie feministisches“, erzählte Kersty Grether unlängst im taz-Blog „Monarchie & Alltag“. Was nach potenzieller Überfrachtung klingt, erweist sich als zwar durchweg mit Referenzen durchdrungen, dabei aber leichtfüssig und sympathisch dadaesk.

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