piwik no script img

Neue Musik aus BerlinDer Stein ist beharrlich

„Four Hands Piano Pieces“ heißt das neue Album von Aki Takase und Alexander von Schlippenbach. Darin steckt bester Free Jazz aus den Händen eines Paares.

Wissen, wie man Seite an Seite spielt: Aki Takase und Alexander von Schlippenbach Foto: Promo

M it perkussiven Sounds wie von Eiswürfeln im Glas, während vor dem Fenster ein Sommergewitter tobt, eröffnen Aki Takase und Alexander von Schlippenbach ihr Album „Four Hands Piano Pieces“. Es erscheint auf LP und CD und enthält bei einer klassischen Laufzeit von 37 Minuten 11 Titel.

„Four Hands Piano Pieces“ ist nicht die erste Duo-Veröffentlichung des Ehepaars Takase und von Schlippenbach. Er schreibt in den Linernotes, dass die Stücke in einem Zeitraum von circa dreißig Jahren entstanden sind. Es handelt sich hier um Intuition aus Erfahrung. Die Namen Takase und von Schlippenbach stehen für Free Jazz, und auch der kam nicht aus dem Nichts.

Die „Four Hands Piano Pieces“ wirken einmal schroff, dann wieder zart; sie sind nicht selten beides in einem Stück. Aki Takases „Stoneblock“ ist in zwei Teilen über das Album verteilt und lässt die Arbeit eines Bildhauers an seinem Material assoziieren. Der Stein ist beharrlich. Motivreich ist „Dialogue“, es darf gestritten werden; der Zankapfel in „Apple of Discord“ ist bittersüß. Die reine Improvisation „Sway“ beginnt impressionistisch und gibt den Blick auf eine wilder werdende Landschaft frei.

Das Album

Aki Takase & Alexander von Schlippenbach: „Four Hand Piano Pieces“ (Trost Records); Live: 10. 6., 19 Uhr, Jugend­[widerstands]-museum, Galiläakirche, Rigaer Str. 9/10

„N. Dance“ ist die „gemeinsame Idee einer grotesken Tanznummer“, bemerkt von Schlippenbach. „Nearly Yours“ nennt er eine „Selbstparodie“, es ist das ruhigste Stück der abwechslungsreichen Platte. Bei dem „Allegro Agitato“ handelt es sich um die Bearbeitung einer ­Komposition von Bernd Alois Zimmermann zu Elias Canettis „Die Befristeten“. Man kommt ordentlich rum mit dieser Musik, auch wenn man nicht vor die Tür geht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Robert Mießner
Robert Mießner, geboren 1973 in Ost-Berlin. Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Philosophie und Bibliothekswissenschaft. Flaniert und notiert, hört zu und schreibt auf. Herausgeber (mit Alexander Pehlemann und Ronald Galenza) von „Magnetizdat DDR. Magnetbanduntergrund Ost 1979–1990“, Buch und LP, Berlin, Leipzig und Barreiro 2023.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!